08.09.2009 12:00 Frauen-EM 2009 DFB.DE EXKLUSIV
Als das 3:1 der Frauen-Nationalmannschaft im EM-Halbfinale gegen Norwegen besiegelt war, sagte Silvia Neid einen bemerkenswerten Satz. Auf die Frage, wann der Cheftrainerin der DFB-Auswahl bewusst geworden war, dass ihre Mannschaft doch noch den Einzug ins EM-Endspiel gegen England am Donnerstag (ab 18 Uhr, live im ZDF und bei Eurosport) schaffen würde, bekannte sie: „Als wir nach der Pause aus der Kabine gekommen sind, da wusste ich, dass wir uns hier nicht so einfach geschlagen geben. Ich war mir sicher, dass wir das Spiel noch drehen können.“
Was folgte, war eine beeindruckende Aufholjagd, ein Finale furioso, in dem die Frauen-Nationalmannschaft ein 0:1 - Isabell Herlovsen hatte Norwegen schon in der 10. Minute in Führung gebracht - in ein grandioses 3:1 drehte. Silvia Neid bewies dabei einmal mehr ihr sprichwörtliches glückliches Händchen.
Silvia Neids goldrichtige Einwechslungen
Denn alle drei Treffer wurden durch Spielerinnen erzielt, die zuvor eingewechselt worden waren. Simone Laudehr (59.) - von der UEFA nach der Begegnung als „Spielerin des Spiels“ geehrt -, Celia Okoyino da Mbabi (61.) und Lira Bajramaj (90.) brachten Schwung in das Spiel der deutschen Mannschaft, die nach dem Seitenwechsel nicht mehr wiederzuerkennen war.
Was noch zuvor in einer merkwürdigen ersten Halbzeit passiert war, das konnte hinterher keiner so genau erklären. Warum die Frauen-Nationalmannschaft gegen Norwegen zunächst überhaupt nicht ins Spiel fand, schnell zurücklag und mit den robusten Gegner überhaupt nicht zurecht kam, war schwierig einzuordnen.
Birgit Prinz suchte nach einer Antwort: „Vielleicht lag es daran, dass wir dachten, es geht wie in den Gruppenspielen nur mit halber Kraft“, meinte die Spielführerin. Im besagten ersten Spiel hatte die Frauen-Nationalmannschaft Norwegen noch in beeindruckender Manier mit 4:0 besiegt.
Bissig, lauufreudig, mitreißend
Doch dann wurden die seltsamen ersten 45 Minuten abgepfiffen - und Silvia Neid fand in der Kabine die richtigen Worte, die offenbar alle aufrüttelten: „Wenn wir so weiterspielen, dann können wir morgen nach Hause fahren“, sei der Tenor der Halbzeitansprache gewesen, erzählte die DFB-Trainerin später.
Nach dem Wiederanpfiff betrat eine andere deutsche Mannschaft den Rasen im Stadion zu Helsinki. Bissig, lauffreudig, zweikampfstark, mitreißend. Anerkennung dafür gab es auch von den Kolleginnen auf der Bank: „Das war eine geile zweite Halbzeit“, brachte es beispielsweise Torfrau Ursula Holl auf den Punkt.
"Das ist wichtig aus psychologischer Sicht"
Die Trainerin war hinterher genau so beeindruckt wie alle anderen, die die Steigerung der Mannschaft miterlebten. „Ich freue mich total, was meine Mannschaft in der zweiten Halbzeit geleistet hat“, so Silvia Neid. „Wir haben das umgesetzt, was wir in der Kabine besprochen haben.“
Zudem beinhalte der Sieg eine entscheidende mentale Komponente, so die DFB-Trainerin: „Wir haben durch dieses Spiel gesehen, dass wir in der Lage sind, ein 0:1 zu drehen. Das ist wichtig aus psychologischer Sicht.“
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