22.02.2010 10:45 Frauen-Nationalmannschaft
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bricht heute nach Portugal auf. Vom 24. Februar bis 3. März nimmt der aktuelle Welt- und Europameister dort am hochkarätig besetzten Algarve Cup teil. Eine willkommene Gelegenheit für Silvia Neid, um die Vorbereitung auf die WM 2011 im eigenen Land voranzutreiben. Im exklusiven DFB.de-Gespräch mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer verrät die DFB-Trainerin, mit welchen Erwartungen sie ins Turnier geht.
dfb.de: Silvia Neid, am vergangenen Mittwoch haben Sie mit der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Nordkorea gespielt, jetzt geht es zum Algarve Cup. Das sind fünf Spiele innerhalb kürzester Zeit. Wie wichtig sind diese Maßnahmen?
Silvia Neid: Sie sind mir sehr wichtig. Denn sie sind Teil der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr in Deutschland. Wir sind seit dem Ende der EURO 2009 voll auf die WM 2011 fokussiert. Bis zum Turnierstart ist es nicht mehr lange, die Zeit wird rasend schnell vergehen. Deswegen heißt es für uns, sie möglichst optimal zu nutzen. Ich will die Mannschaft so häufig wie möglich zusammen haben, was bei dem Programm einiger unserer Bundesligisten ja nicht ganz einfach ist. Aber gerade vor diesem Hintergrund bietet der Algarve Cup eine sehr gute Gelegenheit, das Team auch mal über einen etwas längeren Zeitraum zusammen zu haben.
dfb.de: Welchen sportlichen Wert messen Sie dem Algarve Cup bei?
Neid: Wir würden nicht daran teilnehmen, wenn wir es nicht als sinnvoll erachten würden. Der Algarve Cup ist ein sehr gut besetztes Turnier. Es sind lauter Top-Teams am Start. Und das passt genau zu unserem Anspruch, bis zur WM gegen möglichst starke Gegner zu spielen, weil wir bis zur WM keine Pflichtspiele mehr haben werden.
dfb.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Turnier?
Neid: Natürlich erhoffe ich mir interessante Aufschlüsse über unsere Mannschaft. Aber ich bin auch neugierig auf die anderen Teams. Ich will sehen, wo die Spielerinnen aktuell stehen. Darüber hinaus werden wir einiges ausprobieren, ein wenig experimentieren. Ich hoffe, wir werden Erkenntnisse darüber sammeln, was bereits ganz gut klappt oder woran wir noch arbeiten müssen. Natürlich ist es auch gut, Matchpraxis zu sammeln und sich ein wenig einzuspielen. Man sollte die Leistungen beim Algarve Cup aber auch vor dem Hintergrund bewerten, dass die Winterpause gerade erst zu Ende gegangen ist und auf Grund der Witterungsverhältnisse in Deutschland kaum Spiele stattfinden konnten. Womit ich dem Team keineswegs ein Alibi verschaffen will. Um es deutlich zu sagen: Ich mag es nicht, zu verlieren. Dennoch sind für mich die Ergebnisse bei diesem Turnier zunächst einmal sekundär.
dfb.de: Aus den Worten sprechen hohe Ansprüche. Sind die in einem Übergangsjahr zu realisieren?
Neid: Davon bin ich überzeugt. Ich kenne die Spielerinnen. Die Mannschaft zieht mit. Wir haben das auch intern besprochen. Wir haben uns ein Ziel für dieses Jahr gesteckt, und das besagt, dass wir uns in allen Bereichen verbessern wollen. Das ist schwer, weil wir uns schon auf einem sehr hohen Niveau bewegen, aber man kann immer noch überall ein paar Prozent mehr herausholen. Ich halte das auch für notwendig, wenn wir unseren Traum realisieren wollen, zum dritten Mal in Folge den WM-Titel zu holen.
dfb.de: Gibt es bestimmte Inhalte, die Sie in Portugal abklopfen wollen?
Neid: Natürlich setzen wir im Training unsere Schwerpunkte. Wir haben konkrete Vorstellungen davon, was wir sehen wollen. Aber ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist auch die Analyse. Der Algarve Cup hat sich als Quelle wichtiger Erkenntnisse in der Vergangenheit bewährt. Etwa in der Vorbereitung auf die WM 2007 oder auf die EURO 2009.
dfb.de: Was erwarten Sie von der Gruppe, in der die DFB-Auswahl antritt?
Neid: Ich bin zufrieden mit der Auslosung. Wir werden in den drei Spielen gefordert werden. Wir haben es dabei mit drei Teams zu tun, die unterschiedliche Spielstile pflegen. Da müssen sich unsere Spielerinnen von einer Begegnung auf die nächste umstellen, Flexibilität zeigen.
dfb.de: Wie bewerten Sie die Gegner im Einzelnen? Los geht es ja am 24. Februar gegen Dänemark.
Neid: Die Däninnen waren nicht zufrieden mit ihrem Abschneiden bei der EURO 2009 in Finnland. Von daher gehe ich davon aus, dass sie daran arbeiten wollen, was ihnen seinerzeit gefehlt hat. Und das war die Durchschlagskraft vor dem Tor. Ansonsten können sie auf alte Stärken bauen. Sie sind sehr ballsicher, verfügen über eine gute Technik und einen guten Spielaufbau.
dfb.de: Wie schätzen Sie Finnland ein, auf das Sie am 26. Februar im zweiten Spiel treffen?
Neid: Die Finninnen haben ein neues Trainer-Team. Nach Martin Käld, der sie bei der EURO 2005 ins Halbfinale und bei der EURO 2009 ins Viertelfinale geführt hat, haben nun Andre Jeglertz und Anne Mäkinen das Sagen. Ich bin gespannt, wie sie ihr Team einstellen werden. Ich kenne die Finninnen als robuste Mannschaft, die ganz stark im Kopfballspiel ist und ein weiträumiges Spiel aufzieht.
dfb.de: Und zum Abschluss der Gruppenspiele treffen sie am 1. März auf China.
Neid: Genau. Die Chinesinnen verfügen über ähnliche Qualitäten wie die Nordkoreanerinnen. Sie sind technisch und taktisch sehr gut ausgebildet. Auf dem Feld sind sie gut organisiert, so dass sich wenig Räume bieten, um zu Torchancen zu kommen. Die muss man sich hart erarbeiten.
dfb.de: Mit welchem Abschneiden rechnen Sie beim Algarve Cup?
Neid: Als Sportler wünscht man sich immer einen bestmöglichen Abschluss, in diesem Fall wäre das der Turnier-Sieg. Ich werde das jedoch nicht explizit als Ziel ausgeben. Wenn wir es schaffen sollten, ist es gut, wenn nicht, geht die Welt nicht unter. Wie gesagt, für mich sind die Ergebnisse beim Algarve Cup erst einmal sekundär.
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