Montag, 3. Januar 2011

Interview mit Ariane Hingst

19.04.2010 10:30 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE GESPRÄCH DER WOCHE

Ariane Hingst: "Große Konkurrenz in der Abwehr"

Ariane Hingst: "Ich freue mich riesig aufs Comeback"  © Bongarts/GettyImages
Ariane Hingst: "Ich freue mich riesig aufs Comeback"

Ariane Hingst steht erstmals seit der EURO 2009 wieder im Kader der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Die Abwehrorganisatorin der DFB-Auswahl zog sich im Viertelfinale der EM gegen Italien (2:1) am 4. September 2009 einen Knorpel- und Meniskusschaden zu. Jetzt ist sie wieder fit und will mit Blick auf die WM 2011 in Deutschland ihren Platz im DFB-Team zurückerobern.

Dabei macht der Gegner am kommenden Donnerstag (ab 16 Uhr, live im ZDF) in Dresden ihre Rückkehr doppelt interessant. Schließlich spielte die Verteidigerin des 1. FFC Frankfurt zwei Jahre lang in Schweden und pflegt dorthin weiter die besten Kontakte.

Nicht zuletzt deshalb nahmen Ariane Hingst und Nadine Angerer für eine Weile die Schwedin Sara Thunebro bei sich in der Wohngemeinschaft auf. Und die ehemaligen Mitbewohnerinnen treffen nun im Länderspiel aufeinander. Viele Themen für das DFB.de-Gespräch der Woche, das Redakteur Niels Barnhofer mit Hingst führte.

DFB.de: Ariane Hingst, wie geht es Ihnen?

Ariane Hingst: Danke, es geht mir gut.

DFB.de: Gilt das auch für Ihr Knie?

Hingst: Ja, das gilt auch für mein Knie. Es hält gut. Die Fitness wird immer besser. Es gibt derzeit zwar noch den einen oder anderen Muskel, der zwickt und zwackt, aber das ist normal nach einer so langen Verletzungspause und Reha-Phase.

DFB.de: Wie haben Sie diese schwierige Zeit gemeistert?

Hingst: Eigentlich ganz gut. Ich wusste ja in etwa, was auf mich zukommt. Ich hatte ja vorher schon eine ähnliche Verletzung im rechten Knie. Jetzt im linken Knie hatte ich einen Knorpelschaden, der nicht so schlimm war wie der im rechten, und einen Meniskusschaden. Das hieß, ich konnte das Bein in der Streckung belasten, wodurch ich nicht ganz so viel Muskelmasse verloren hatte. Ich saß deswegen früh auf dem Ergometer und bin darauf ewig gefahren - insofern ging alles schneller und besser als beim ersten Mal.

DFB.de: Gab es auch eine schwere Phase während der Reha?

Hingst: Dafür, dass es fünf Monate gedauert hat, bis ich wieder auf dem Platz stand, lief das relativ gut. Das Niederschmetterndste war der Moment, in dem ich die Diagnose erhalten hatte. Das war ja noch in Finnland bei der EURO 2009. Aber ich bin dann bei der Mannschaft geblieben und hatte dadurch gleich genug Ablenkung. Ansonsten habe ich ständig gewusst, dass ich wieder spielen will. Und wenn ich dann doch mal ein Tief hatte, gab es genug Leute, die mir Mut zugesprochen haben. Das einzig Dumme war der lange, kalte und schneereiche Winter. Da kamen mir die Platzverhältnisse natürlich nicht entgegen.

DFB.de: Welche Gedanken hatten Sie im Kopf, als Sie beim 1:2 des 1. FFC Frankfurt gegen Bayern München am 7. März erstmals wieder auf dem Platz standen?

Hingst: Ich habe gedacht: Juchu, ich darf wieder spielen. Das war wirkliche Vorfreude. Obwohl mir natürlich klar war, dass zwischen Training und Wettkampf ein großer Unterschied besteht. Nach dem Spiel war ich dann ein wenig zwiegespalten. Persönlich war ich glücklich, dass ich durchgespielt und das Knie gehalten hatte. Aber dass wir direkt mit einer Niederlage ins Jahr gestartet sind, war natürlich ein ordentlicher Dämpfer.

DFB.de: Dafür sind Sie sehr schnell wieder für die deutsche Nationalmannschaft nominiert worden. Sind Sie überrascht?

Hingst: Nein, ich war ja schon beim letzten Leistungstest der Nationalmannschaft Ende März: Da hatte Silvia Neid bereits angedeutet, dass sie mich wieder einladen und testen wolle. Ich freue mich auf jeden Fall riesig, wieder dabei sein zu dürfen. Allerdings weiß ich auch, dass ich meine Bestform noch nicht erreicht habe. Um dort hinzukommen, benötige ich jedoch Spielpraxis.

DFB.de: Was bedeutet es Ihnen, wieder in der DFB-Auswahl zu stehen?

Hingst: Es ist gut zu wissen, nicht abgeschrieben zu sein.

DFB.de: Welche Ziele verbinden Sie mit Ihrer Rückkehr?

Hingst: Ich weiß, dass ich jetzt Leistung bringen muss. Ich werde mein Bestes geben. Ich will unbedingt spielen. Und ich weiß, dass die Konkurrenz bei uns in der Abwehr groß ist.

DFB.de: Jetzt kommt ausgerechnet Schweden. Macht das die Sache im doppelten Sinn besonders?

Hingst: Das ist eine schöne Sache. Gegen Schweden habe ich immer schon sehr gerne gespielt. Und natürlich kenne ich einige Spielerinnen persönlich von meiner Zeit bei Djurgarden IF.

Ariane Hingst: "Gegen Schweden habe ich immer schon sehr gerne gespielt"  © Harder
Ariane Hingst: "Gegen Schweden habe ich immer schon sehr gerne gespielt"

DFB.de: Haben Sie sich in den zwei Jahren in Stockholm denn etwas typisch Schwedisches angeeignet?

Hingst: Nein, dafür war die Zeit zu kurz. Natürlich habe ich einiges persönlich dazugelernt. Zum Beispiel bin ich ruhiger geworden - von daher war die schwedische Mentalität mit der typischen Gelassenheit schon ansteckend. Aber fußballerisch hat mich das nicht unbedingt geprägt. In Schweden wird natürlich sehr körperbetont gespielt. Das ist schon eine gute Schule, aber auch nichts Neues. Ich denke, ich habe in Deutschland eine gute fußballerische Ausbildung genossen.

DFB.de: Sie leben derzeit in einer Wohngemeinschaft mit Nadine Angerer und der schwedischen Nationalspielerin Sara Thunebro. Da läuft doch bestimmt eine Wette für das Länderspiel?

Hingst: Das war nur übergangsweise. Seit Januar hat Sara ihre eigene Wohnung, ist aber weiterhin ein gerngesehener Gast bei uns. Nach ihr hatten wir auch Ally Krieger und Leni Larsen Kaurin eine Weile bei uns aufgenommen.

DFB.de: Gibt es trotzdem eine Wette?

Hingst: Nein, wir haben bisher nichts abgemacht. Aber vielleicht fällt uns noch etwas ein. Könnte aber eine schwere Aufgabe für Sara werden. Schließlich könnte es ja passieren, dass sie alleine gegen uns spielen muss – wegen der Aschewolke und dem damit einhergehenden Flugverbot. Damit haben wir sie in den vergangenen Tage immer ein wenig aufziehen können.

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