23.05.2010 05:55 Frauen-Nationalmannschaft
Silvia Neid stellte direkt nach der 0:4-Niederlage der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen die USA in Cleveland eines unmissverständlich klar. "Ich will hier nichts schönreden", erklärte die DFB-Trainerin. "Wir sind alle total enttäuscht, das war eine richtige Klatsche." Dennoch brach sie nicht den Stab über ihrem Team. "Meine Spielerinnen haben alles gegeben, was derzeit in ihnen steckt. Mehr war diesmal nicht drin. Wir werden jetzt das Spiel genau analysieren und so das Beste daraus machen – und zwar daraus lernen. Bis zur WM im kommenden Jahr müssen wir weiter an uns arbeiten", lautete ihr Fazit.
Dabei fing das Spiel für die DFB-Auswahl gut an. Die deutsche Mannschaft war hellwach. Kam gut in die Zweikämpfe, schenkte den US-Girls wenig Raum, um zur Entfaltung zu kommen. Zweimal bot sich für das deutsche Team sogar die Chance zur Führung. In der 14. Minute die größte Gelegenheit, als Simone Laudehr von Birgit Prinz eingesetzt wurde, ihr in starker Bedrängnis etwa zehn Meter vor dem Tor der Ball jedoch über den Spann rutschte. Anschließend kam Kerstin Garefrekes in der 26. Minute in aussichtsreicher Position etwa 18 Meter vor dem Tor zum Schuss – allerdings war dieser zu unpräzise.
Auf der anderen Seite stellte die 38 Jahre alte Weltrekord-Nationalspielerin Kristine Lilly in ihrem 345. Länderspiel ihre Qualität unter Beweis. Auf engstem Raum setzte sie sich im deutschen Strafraum durch. Allerdings war ihr Rückpass auf Abby Wambach in der 27. Minute zu scharf für die Torjägerin. Zwei Minuten später machte diese es besser, als sie einen stark umstrittenen Foulelfmeter sicher verwandelte. Saskia Bartusiaks Einsatz gegen die stämmige Star-Angreiferin wertete die amerikanische Schiedsrichterin Margaret Domka als regelwidrig.
Ein Schock für das deutsche Team. Und die US-Girls wollten davon profitieren, setzten sofort nach. Zunächst konnte Nadine Angerer mit Paraden gegen einen 20-Meter-Schuss von Shannon Boxx in der 32. Minute und gegen einen Kopfball von Abby Wambach in der 33. Minute noch Schlimmeres vermeiden, aber in der 35. Minute war auch sie machtlos. Nach der fünften Ecke köpfte Abby Wambach freistehend aufs Tor, und obwohl Amy Rodriguez der deutschen Torfrau die Sicht verdeckte, konnte diese mit einem Reflex noch retten, allerdings so unglücklich, dass der Ball Heather O'Reilly vor die Füße fiel und diese kein Problem hatte abzustauben.
Zu weit weg
"Wir waren in den entscheidenden Momenten einfach zu weit von den Gegenspielerinnen weg", analysierte Silvia Neid anschließend. Der letzte Tick fehlte auch beim dritten und vierten Gegentreffer. Es war erneut ein Doppelschlag. Erst traf Kristine Lilly in der 63. Minute aus halblinker Position. Nur eine Minute später schloss Abby Wambach einen Konter auf Pass von Lori Lindsey zum Endstand ab.
Dennoch ließ sich die DFB-Auswahl zu keinem Zeitpunkt der Partie hängen. Kerstin Garefrekes in der 57. Minute, Inka Grings in der 61. Minute, Birgit Prinz in der 68. Minute und Alexandra Popp in der 86. Minute hatten sehr gute Einschussmöglichkeiten. „Wir haben bis zum Schluss versucht, ein Tor zu erzielen. Das spricht für den Charakter der Mannschaft, sie hat nie aufgesteckt“, sagte Silvia Neid. Allerdings trauerte sie auch den nicht genutzten Gelegenheiten nach. „Vorne waren wir nicht effektiv genug.“ Gleichzeitig lobte die DFB-Trainerin auch US-Keeper Hope Solo: „Das ist schon eine super Torfrau. Wie sie zum Beispiel den Ball von Birgit rausgefischt hat, war Weltklasse.“
Extrem hohes Tempo
Wie sich Silvia Neid überhaupt sehr beeindruckt vom US-Team zeigte. „Die Amerikanerinnen haben einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Sie sind ein extrem hohes Tempo gegangen, mit dem wir nicht klar gekommen sind. Man hat merken können, dass sie mitten in der Saison stehen, während unsere Spielerinnen bis ans Limit am Ende einer Kräfte zehrenden Saison gegangen sind“, so die DFB-Trainerin.
Aber genau darin sieht sie bereits eine sehr wichtige Erkenntnis. „So etwas zu sehen, hilft uns in unserer Arbeit“, erklärte Silvia Neid. „Es zeigt doch, dass wir nicht bis Mai im Liga-Betrieb spielen und dann noch gegen Teams wie die USA mithalten können. Wir haben gesehen wie stark sie waren, wie spritzig sie aufgetreten sind. Um auch gegen Gegner wie Brasilien, Nordkorea, Schweden, Norwegen oder Japan im kommenden Jahr bestehen zu können, benötigen wir eine gute Vorbereitung.“ Aus diesem Grund ist sie froh, dass die Bundesliga-Runde in der kommenden Saison bereits Mitte März beendet wird. Die DFB-Auswahl geht dann im kommenden April in die direkte Vorbereitung auf die WM 2011.
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