25.08.2009 11:40 Frauen-EM 2009
Sieg einer verschworenen Gemeinschaft
Es war eine Szene, die so viel aussagt über das, was man Teamgeist nennt. Als Linda Bresonik im Auftaktspiel der Frauen-Nationalmannschaft bei der EURO in Finnland gegen Norwegen einen Foulelfmeter zum 1:0 (33.) verwandelte, rannte sie schnurstracks zur deutschen Ersatzbank. Gemeinsam jubelte dort das komplette Team.
Ein Bild mit Symbolcharakter. "Ich wollte zeigen, dass wir ein Team sind", erklärte die erleichterte Torschützin nach dem deutlichen 4:0 ihrer Mannschaft. "Alle gehören dazu, nicht nur die, die von Anfang an spielen."
Schon während der sechs Vorbereitungslehrgänge und in den Tagen vor dem Auftaktspiel bei der EM war deutlich geworden: Diese Frauen-Nationalmannschaft ist eine verschworene Einheit, alle ziehen an einem Strang, alle sind ein Team. Der beeindruckende Auftritt war ein deutliches Zeichen. Auch für den zweiten Gruppengegner Frankreich, dem das DFB-Team am Donnerstag (ab 16.30 Uhr, live in ARD und bei Eurosport) gegenübersteht.
Silvia Neid mit "goldenem Händchen"
Nahtlos fügten sich beispielsweise die Ergänzungsspielerinnen in die Partie gegen Norwegen ein. Mit ihrer Hereinnahme in der zweiten Halbzeit bewies DFB-Trainerin Silvia Neid ein goldenes Händchen. Celia Okoyino da Mbabi und Lira Bajramaj kamen in der 65. Minute, Anja Mittag erst in der 86. auf den Platz.
Doch kaum war Mittag im Spiel, gab sie mit einem ihrer ersten Ballkontakte die Vorlage zum 2:0, das wiederum die eingewechselte Bajramaj erzielte (90.), der zudem der 4:0-Endstand in der Nachspielzeit gelang. Das zwischenzeitliche 3:0 machte Anja Mittag selbst (90.+2). Celia Okoyino da Mbabi war zwar kein Treffer vergönnt, doch auch sie sorgte in den Schlussminuten für frischen Wind und Druck nach vorne.
Rekordverdächtig: drei Tore in vier Schlussminuten
Drei Tore in nur vier Minuten von Spielerinnen, die nicht in der Startformation standen - eine beachtliche Quote. Vor allem die Potsdamer Angreiferin Mittag freute sich über ihre Effektivität: "Natürlich will man der Mannschaft immer helfen, wenn man ins Spiel kommt. Dass es so geklappt hat, ist toll. Ich habe einfach nur das gemacht, was die Trainerin gesagt hat: Tore schießen."
Und ihre künftige Teamkollegin beim Meister, die Doppeltorschützin Lira Bajramaj, meinte zufrieden: "Damit haben wir uns eine sehr gute Ausgangslage geschaffen. Für mich ist das natürlich ein Traum, aber wichtig ist, dass wir gewonnen haben. Wer die Tore schießt, ist völlig egal."
"4:0 ist eine gute Ausgangslage für uns"
Die Erleichterung über den deutlichen Auftakterfolg war noch lange nach der Rückkehr ins Teamhotel spürbar. "Man weiß ja nie so genau, wo man vor einem Turnierauftakt steht", so Kim Kulig, die nach einer starken Leistung zum "Player of the match" gewählt wurde und den wuchtigen Pokal stolz ihren Teamkolleginnen präsentierte. "Das war ganz wichtig für uns, so zu starten."
Vor allem die Art und Weise, wie die DFB-Auswahl die Norwegerinnen über weite Strecken des Spiels beherrscht hatte, beeindruckte. Die taktischen Vorgaben des Trainerteams wurden konsequent umgesetzt, das Zweikampfverhalten war exzellent, allenfalls in einer Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit setzte der Titelverteidiger nicht entschlossen genug nach und ließ Norwegen ins Spiel kommen.
Zudem war die Chancenauswertung bei der DFB-Auswahl gegen den zweimaligen Europameister nicht optimal. "Es gibt eben solche Tage, da will der Ball einfach nicht über die Linie", erklärte Birgit Prinz. "Aber das 4:0 ist eine gute Ausgangslage für uns."
Konzentration auf Frankreich
Im deutschen Lager war man sich dann auch einig: Der Sieg gegen Norwegen war wichtig, aber eben nur der erste Schritt zum ersehnten siebten EM-Titel. "Wir können uns jetzt nicht zurücklegen, sondern werden uns genauso konzentriert auf unser zweites Spiel am Donnerstag gegen Frankreich vorbereiten", sagte Silvia Neid, die das Spiel der Gruppengegner zwischen Island und Frankreich (1:3) im Anschluss im Stadion von Tampere verfolgte. "Aber: Wir haben uns mit diesem Erfolg Respekt verschafft."
Und eine kleine Erholungsphase verdient: Am Dienstagvormittag stand für den Großteil der Mannschaft Regeneration an, am Nachmittag gibt es wieder eine reguläre Einheit auf dem Trainingsgelände Lamminpää.
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