17.08.2009 10:00 Frauen-EM 2009
Neuer Modus, größere Spannung
Die UEFA hat aufgestockt. Nicht nur das Teilnehmerfeld ist bei der EURO 2009 von acht auf zwölf Mannschaften vergrößert worden. Mit dem neuen Modus einher geht auch die Erwartung, dass die Konkurrenz noch mehr Spannung bietet. Eine Hoffnung, die durchaus berechtigt ist. Denn auch DFB-Trainerin Silvia Neid glaubt: „Meiner Meinung nach haben sechs Teams berechtigte Ambitionen auf den Titel.“
Die hohe Leistungsdichte bei der vom 23. August bis 10. September in Finnland stattfindenden EM-Endrunde wird durch die FIFA-Weltrangliste dargestellt. Alle teilnehmenden Nationen rangieren unter den Top 20. Angeführt wird das Feld der besten europäischen Mannschaften von der DFB-Auswahl auf Platz 3. Die aktuelle Leistung aber auch eine Historie mit sechs Titelgewinnen bei Europameisterschaften begründen die Einstufung des deutschen Teams im Kreis der Favoriten. Die Wertschätzung schmeichelt, verpflichtet und ist Warnung zugleich. Silvia Neid sagt jedenfalls: „Zweimal hat Norwegen die EM gewonnen, einmal Schweden – die restlichen Titel haben wir geholt. Die wollen alle, dass wir nicht schon wieder den Pokal in Händen halten.“
Schweden rechnet sich Chancen aus
Vor allen Dingen Schweden wird hoch gewettet. Die Skandinavierinnen haben eine souveräne Qualifikation gespielt. Dazu gesellen sich hervorragende Ergebnisse in diesem Jahr. Unter anderem gewannen die Tre Kronors den Algarve Cup im März, auf dem Weg zum Turniersieg schlugen sie das deutsche Team und die USA. Im Mai bekam Brasilien beim 1:3 die Stärke der Schwedinnen zu spüren. Was vielleicht nach den Rücktritten von Hanna Ljungberg, Caroline Jönsson und Frida Östberg überraschend kam. Für sie sind aber erfolgshungrige Talente nachgerückt. „Wir haben eine gute Kombination aus jungen und erfahrenen Spielerinnen“, sagt Spielführerin Victoria Svensson. Jedoch will sie ihrem Team nicht die Favoritenbürde zukommen lassen. Stattdessen bringt sie andere Nationen ins Gespräch. „England hat in den vergangenen Jahren sehr viel für den Frauenfußball getan. Sie arbeiten viel und werden bestens vorbereitet ins Turnier gehen“, sagt die schwedische Rekordnationalspielerin.
Tatsächlich hatten die Engländerinnen einen Lauf. Bis zur 0:2-Niederlage gegen Island Mitte Juli blieben sie in 14 Spielen in Folge ungeschlagen. Für die Qualität der Auswahl von Trainerin Hope Powell spricht auch das Interesse an englischen Spielerinnen im Ausland. Sechs von ihnen wurden von Klubs der amerikanischen Profiliga Women’s Professional Soccer verpflichtet. Darunter Spielmacherin Kelly Smith, die bei den Boston Breakers unter Vertrag steht; außerdem Karen Bardsley (Sky Blue FC), Alex Scott (Boston Breakers), Anita Asante (Sky Blue FC), Karen Carney (Chicago Red Stars) und Eniola Aluko (Saint Louis Athletica).
Mit derartigen Visitenkarten kann auch Frankreich aufwarten. Sonia Bompastor (Washington Freedom) und Camille Abily (Los Angeles Sol) sind die französischen Exporte in die USA. Deren individuelle Klasse ist unbestritten. Aber auch die Mannschaft ist stark. Sie ist gleich in der Vorrunde für das deutsche Team ein harter Brocken. Worauf sich die deutsche Mannschaft einstellen muss, beschreibt Frankreichs Trainer Bruno Bini so: „Als erstes habe ich die Spielerinnen ausgewählt, die Hunger auf Erfolg habe. Dann habe ich die nominiert, die es hassen zu verlieren.“
Norwegen ohne Gegentor zur EM
Von diesem Schlag sind auch die Spielerinnen Norwegens. Ihre Siegermentalität zeigten sie in der Qualifikation. Ohne Gegentor marschierten sie durch, lediglich beim 0:0 gegen Russland ließen sie Punkte liegen. Mit ihnen hat die DFB-Auswahl im Auftaktspiel eine extrem kniffelige Aufgabe erhalten. Das muss auch keiner deutschen Spielerin erklärt werden, schließlich messen sich beide Nationen so oft wie kaum eine andere. Schlüsselspielerinnen auf norwegischer Seite sind Ingvild Stensland, Solveig Gulbrandsen und Melissa Wiik. Allerdings hat Trainer Bjarne Berntsen Sorgen auf der Torhüterinnen-Position. Nach dem Rücktritt von Bente Nordby hatte sich Erika Skarbo als neue Nummer 1 etabliert, jedoch verhindert ein Bruch des Handgelenks ihre Teilnahme an der EURO 2009.
Und dann wäre da noch Dänemark. Eine Nation, die eine klare Auf-und-ab-Leistungskurve nachweisen kann. Eigentlich immer unter den Top-Teams in Europa dabei, einige Male unter den besten Vier, aber auch schon mal in der Qualifikation gescheitert. Jetzt unternehmen die Däninnen einen erneuten Anlauf, um für ein Hoch zu sorgen. Eine Hoffnung, die vor allen an den Namen der Spielführerin Cathrine Paaske Sörensen gekoppelt ist.
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