19.08.2009 09:30 Frauen-EM 2009 DFB.DE EXKLUSIV
Silvia Neid: "Gut vorbereitet zur EM"
Seit dem 22. Juni hat DFB-Trainerin Silvia Neid ihre Mannschaft in sechs Lehrgängen auf die EURO 2009 in Finnland vorbereitet. Am Mittwoch nun brach der amtierende Welt- und Europameister zum Turnier nach Skandinavien auf, das für den Titelverteidiger am Montag (ab 16 Uhr, live in der ARD und bei Eurosport) mit dem Duell gegen Norwegen in Tampere startet.
Im Gespräch mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer zieht Silvia Neid ein Fazit der abwechslungsreichen Vorbereitung. Im exklusiven DFB.de-Interview nennt die DFB-Trainerin zudem ihre Erwartungen für die EURO 2009.
Frage: Silvia Neid, heute bricht die Frauen-Nationalmannschaft zur EURO 2009 nach Finnland auf. Wie ist der Stand der Dinge?
Silvia Neid: Wir haben am vergangenen Freitag den letzten von sechs Lehrgängen in Frankfurt beendet. Und ich bin sehr zufrieden damit, wie die Spielerinnen mitgezogen haben. Ich denke, wir gehen gut vorbereitet in die Europameisterschaft.
Frage: Sind alle Spielerinnen fit?
Silvia Neid: Simone Laudehr war nach der Innenbandzerrung, die sie sich im Russland-Spiel zugezogen hat, die vergangene Woche komplett in Behandlung bei unserer Physiotherapeutin Christel Arbini. Das hat ihr sehr gut getan. Ihr geht es sehr viel besser. Wir glauben, dass sie schon bald wieder voll ins Training einsteigen kann. Ansonsten hatte Melanie Behringer leichte Probleme mit der Ferse, weil sie in der Champions-League-Qualifikation mit Bayern München in Litauen auf sehr harten Plätzen spielen musste. Inka Grings hatte sich am vergangenen Mittwoch eine Platzwunde am Kopf zugezogen, aber das war auch nicht schlimm.
Frage: Die Vorbereitung läuft seit dem 22. Juni. Muss man befürchten, dass irgendwann ein Lagerkoller aufkommt?
Silvia Neid: Nein, wir haben die Vorbereitung so strukturiert, dass die Spielerinnen zwischen den Lehrgängen immer ein paar Tage nach Hause fahren konnten. Das hat sich schon in der Vergangenheit bewährt. Die Spielerinnen waren auch bis zum Abflug heute zu Hause.
Frage: Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Silvia Neid: Wir haben ein gute Mischung aus jüngeren und älteren Spielerinnen, das passt hervorragend zusammen. Da gibt es keinerlei Berührungsängste untereinander. Beim Essen sitzen nie dieselben zusammen. Wir haben auch schöne Teambuilding-Maßnahmen gemacht. Wir waren Fechten in Tauberbischofsheim, haben in Würzburg gemeinsam gekocht oder sind ein Spin-Race gefahren. Da konnte man richtig gute Transferleistungen schaffen. Unser Team-Psychologe Dr. Arno Schimpf hat sich da einiges einfallen lassen.
Frage: Wie sieht es mit dem Konkurrenzkampf um die Plätze in der Startformation aus?
Silvia Neid: Der läuft absolut fair ab. So, wie man das von einer Mannschaft erwarten muss. Alle arbeiten absolut konzentriert. Jede will in die erste Elf. Und das ist gut so.
Frage: Am Montag trifft die DFB-Auswahl in ihrem ersten Gruppenspiel auf Norwegen. Inwieweit steht die Startformation für diese Partie bereits?
Silvia Neid: Wir wissen schon, wie wir gegen Norwegen spielen wollen, wie gegen Frankreich und wie gegen Island. Und überwiegend steht die Aufstellung auch schon. Aber wir werden immer noch weiter probieren. Schließlich wollen wir noch die Möglichkeit eines Überraschungsmoments ausschöpfen können und auch für den Notfall gewappnet sein.
Frage: Und wie stellen Sie die Mannschaft auf?
Silvia Neid: Unser Ziel ist es, die beste Mannschaft zu stellen. Wir wollen Europameister werden, den siebten EM-Titel gewinnen. Dafür werden wir unser Bestes geben. Auch wenn es für ein erfolgreiches Turnier überhaupt keine Garantien gibt. Wir haben kein Abonnement auf den Titel.
Frage: Wer wird Ihnen das Leben dabei besonders schwer machen?
Silvia Neid: Dafür kommen einige Mannschaften in Frage. Ich glaube, sechs Teams haben berechtigte Titelambitionen. Schweden ist ein ganz großer Favorit, sie haben sehr gut beim Algarve Cup im Frühjahr gespielt, dann noch Brasilien mit 3:1 besiegt - sie sind einfach sehr ausgeglichen besetzt. Norwegen ist mit Klassespielerinnen gespickt, für diese Qualität steht vor allen Dingen eine Ingvild Stensland. Frankreich arbeitet seit Jahren hervorragend, die Spielerinnen werden in Clairefontaine bestens taktisch geschult und sie sind technisch versiert. England ist immer mehr im Kommen. Und auch Dänemark hat wieder eine starke Mannschaft beisammen.
Frage: Wie bereiten Sie sich auf diese große Konkurrenz vor?
Silvia Neid: Mit der Mannschaft werden wir immer nur das nächste Spiel im Blick haben. Als Trainer-Team müssen wir jedoch vorausschauend planen. Deswegen wird Bettina Wiegmann für uns in Finnland das Scouting übernehmen. Das Schöne an Finnland ist dabei, dass alle Spielorte gut zu erreichen sind und man nicht ganz so viel fahren muss. Maren Meinert wird sich auch ein paar Begegnungen anschauen, Ulrike Ballweg und ich natürlich auch. Wir werden alle Gruppen im Blick haben.
Frage: Wie würden Sie die Mannschaft im Vergleich zum letzten großen Turnier bei den Olympischen Spielen 2008, als es in Peking immerhin Bronze gab, charakterisieren?
Silvia Neid: Natürlich haben wir seither mit Renate Lingor und Sandra Smisek zwei Persönlichkeiten verloren. Aber wir haben in Kim Kulig oder Bianca Schmidt auch wieder gute Typen hinzugewonnen. Ich glaube schon, dass wir uns seit Olympia weiterentwickelt haben. Gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir uns jetzt besser vorbereiten konnten als im vergangenen Jahr. Damals war alles so gepresst, da hatten die Spielerinnen keine richtige Sommerpause nach der WM, und die Vorbereitung war viel kürzer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen