Samstag, 22. August 2009

Interview mit Doris Fitschen

17.08.2009 14:55 Frauen-Nationalmannschaft

Doris Fitschen: "Wir wollen den Frauenfußball optimieren"

Managerin mit Ambitionen: Doris Fitschen  © Bongarts/GettyImages
Managerin mit Ambitionen: Doris Fitschen

Kaum zehn Tage ist Doris Fitschen als Managerin der Frauen-Nationalmannschaft im Amt. In neuer Funktion begleitet die 144-malige Nationalspielerin die DFB-Auswahl ab Mittwoch in Finnland, wo das Team von Trainerin Silvia Neid bei der EURO 2009 (23. August bis 10. September) seinen Titel verteidigen will. Vor dem Abflug sprach DFB-Redakteur Niels Barnhofer für DFB.de mit Doris Fitschen.

Frage: Doris Fitschen, Sie sind seit kurzem Managerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Wie sehen die neuen Aufgaben aus?

Doris Fitschen: Die Stelle der Managerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft wurde geschaffen, weil der Frauenfußball immer mehr in der Öffentlichkeit steht. Es gibt immer mehr Anfragen von Seiten der Sponsoren, der Medien oder des WM-Organisationskomitees für das Team. Das betrifft die Spielerinnen aber auch Silvia Neid, gerade sie soll sich in den kommenden zwei Jahren aber komplett auf den Sport konzentrieren können. Da ist es meine Aufgabe, ihr den Rücken frei zu halten. Es geht darum zu sondieren, welche Aktionen gemacht werden können und diese dann auch zu koordinieren.

Frage: Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach die Frauen-Nationalmannschaft?

Fitschen: Die Frauen-Nationalmannschaft ist das Zugpferd der WM 2011. Das sieht man jetzt schon, der Zuschauerzuspruch in den Stadien und am Fernseher sind bestes Indiz dafür. Die Länderspiele werden immer mehr zu richtigen Events. Insofern ist es wichtiger denn je, dass das Team in der Öffentlichkeit steht. Wir wollen daher die Marke Frauen-Nationalmannschaft weiter entwickeln. Das heißt, wir wollen deren Bekanntheit steigern und deren Image verbessern.

Frage: Welche Maßnahmen werden dahingehend ergriffen?

Fitschen: Ein gutes Beispiel dafür, in welche Richtung es gehen könnte, ist die Fotoserie, die wir mit dem Starfotografen Horst Hamann aufgenommen haben. Die Bilder, die dabei entstanden sind, sind für uns unheimlich wichtig, weil wir sie sehr vielseitig einsetzen können. Sei es für Kampagnen, für Kalender, für Bücher oder um sie den Medien zur Verfügung zu stellen. Es wird unsere Arbeit sein, dahingehend etwas zu entwickeln. Unser Ziel ist es, die Frauen-Nationalmannschaft und auch die einzelnen Spielerinnen bekannter zu machen.

Frage: Wie viel Arbeit wartet diesbezüglich auf Sie?

Fitschen: Wir haben eine Umfrage in Auftrag gegeben, in der auch die Bekanntheit der einzelnen Spielerinnen abgefragt wurde. Dabei ist herausgekommen, dass sehr viele Birgit Prinz kennen, danach kommen mit großem Abstand solche Namen wie der von Nadine Angerer. Da besteht noch sehr viel Potenzial. Wenn wir die Mannschaft bei der WM als Zugpferd nutzen wollen, müssen wir jedoch diese Stars herausbilden, dazu gehört eine gewisse Bekanntheit. Dabei helfen uns zum Beispiel auch die Sponsoren. REWE hatte in den vergangenen Wochen eine ganz tolle Kampagne. Jeder der in einen der bundesweit 3.000 REWE-Märkte einkaufen gegangen ist, konnte die Frauen-Nationalmannschaft gar nicht übersehen. Dazu noch der Fernseh-Spot mit Silvia Neid, also das ist schon eine große Präsenz gewesen.

Frage: Für was soll die Frauen-Nationalmannschaft stehen?

Fitschen: Für die Nähe zum Publikum. Das ist ganz wichtig. Die Fans sollen das Gefühl haben, dass sie hier ihr Autogramm bekommen oder ein Foto mit einer Spielerin machen können. Das ist etwas ganz Wichtiges, was die Mannschaft auszeichnet. Das ist kein Widerspruch dazu, Stars ausbilden zu wollen. Wir wollen Stars zum Anfassen präsentieren.

Frage: Oliver Bierhoff tritt bei Pressekonferenzen der Mannschaft auf. Werden Sie das auch tun?

Fitschen: Nicht, wenn es um sportliche Dinge geht. Da wird Silvia Neid weiterhin das alleinige Sagen haben. Wenn es etwas zu verkünden gibt, was in meinen Aufgabenbereich fällt, dann mache ich das natürlich gerne.

Koordinatorin im Einsatz: Doris Fitschen  © Bongarts/GettyImages
Koordinatorin im Einsatz: Doris Fitschen

Frage: Ihr männliches Pendant positioniert sich auch mal in Bezug auf die Bundesliga. Wird das auch Ihre Aufgabe sein?

Fitschen: Da hinkt der Vergleich. Zum einen kann man die Position von Oliver Bierhoff nicht eins zu eins mit meiner vergleichen. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen der Bundesliga und der Frauen-Bundesliga. Innerhalb des DFB haben wir gute Strukturen aufgebaut, wie mit den Vereinen der Frauen-Bundesliga gearbeitet wird. Das funktioniert ordentlich und auf dieser Basis soll die Zusammenarbeit auch in Zukunft gepflegt werden.

Frage: Immer mehr Spielerinnen werden durch Berater vertreten. Wie werden Sie mit diesen umgehen?

Fitschen: Natürlich werde ich auch zu den Beratern Kontakt pflegen. Ich sehe mich als Koordinatorin, die zwischen der Mannschaft, den Spielerinnen und dessen Umfeld vermittelt. Das wird sich alles in nächster Zeit entwickeln.

Frage: Wie kann die Frauen-Nationalmannschaft noch weiter von der Bundesliga profitieren?

Fitschen: Mit der Bundesliga bewegen wir uns an der Schwelle vom Amateur- zum Profi-Sport. Die Nationalspielerinnen trainieren bereits weitestgehend professionell, das heißt, sie sind regelmäßig zweimal täglich auf dem Trainingsplatz. Jedoch kann man das von Spielerinnen, die nur ein Taschengeld in der Bundesliga verdienen, nur schwer verlangen. Es ist schwer Beruf und Sport unter einen Hut zu bekommen. Natürlich halte ich es für wünschenswert, wenn man als Mannschaft komplett morgens und mittags trainieren könnte. Und das muss auch das Ziel sein, das man in den kommenden Jahren angehen sollte.

Frage: Wie wird sich Ihre Rolle bei der EURO 2009 definieren?

Fitschen: Meine Rolle wird es in erster Linie sein, zu lernen. Ich kenne zwar die Spielerinnen, habe mit vielen noch selbst aktiv gespielt, aber ich will jetzt näher ans Team heranrücken. Ich will die Abläufe kennenlernen und werde mir direkt Gedanken machen, wo kann man noch etwas optimieren, noch mehr rausholen kann, um den Frauenfußball noch einen Schritt weiter zu bringen.

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