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Will "viel lernen": Kanadas Trainerin Carolina Morace |
Eine Italienerin soll Kanada zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 nach Deutschland bringen. Carolina Morace trainiert seit Anfang 2009 die Auswahl der Nordamerikanerinnen. Im Moment befindet sie sich mit ihrem Team in der direkten Vorbereitung auf das Qualifikations-Turnier der CONCACAF vom 28. Oktober bis 8. November in Mexiko.
Das Länderspiel gegen die DFB-Auswahl am 15. September in Dresden (live in der ARD) ist ein Härtetest auf dem Weg dahin. Die Wertschätzung für die deutsche Mannschaft beruht bei ihr jedoch nicht nur auf den Erfolgen der jüngsten Vergangenheit, sondern ist auch auf persönliche Erlebnisse in ihrer aktiven Zeit als italienische Nationalspielerin zurückzuführen.
DFB.de: Frau Morace, reisen Sie gerne nach Deutschland?
Carolina Morace: Ich bin bisher nur zu Länderspielen oder Turnieren nach Deutschland gekommen. Und hier spielt eine der besten Mannschaften der Welt. Daher ist das Länderspiel am 15. September in Dresden ein guter Test für meine Spielerinnen, um zu verstehen, was auf diesem Niveau geleistet wird. Darüber hinaus hoffe ich, dass wir einen intensiven Austausch mit dem Deutschen Fußball-Bund etablieren, so dass wir auch in Zukunft einige Spiele gegen deren Mannschaften austragen können.
DFB.de: An was erinnern Sie sich im Zusammenhang mit Ihren Reisen nach Deutschland?
Carolina Morace: Zu meiner Zeit als Spielerin der italienischen Nationalmannschaft waren die Vergleiche mit dem deutschen Team stets von gegenseitigem Respekt geprägt. Und wir hatten uns untereinander sehr gut verstanden. Außerdem hatte der DFB bei jedem Spiel oder Turnier, das ich hier gespielt habe, exzellente Arbeit geleistet, was die Organisation und Promotion der Veranstaltung anging. Der DFB ist, was die Vorbereitung solcher Events angeht, einer der besten, wenn nicht gar der beste Fußball-Verband der Welt.
DFB.de: Als Spielerin standen sie der deutschen Mannschaft relativ häufig gegenüber. Warum ist es so schwer, sie zu schlagen?
Carolina Morace: Ich habe meine Nationalmannschaftskarriere mit einem Spiel gegen Deutschland beendet. Es war das EM-Finale 1997 in Oslo – wir verloren mit 0:2. Ein Hauptunterschied zwischen unseren beiden Nationen besteht darin, dass die Zahl der Fußballerinnen in Italien im Vergleich zu Deutschland eher gering ist. Auch was das Potenzial in Bezug auf die Größe der Einwohnerzahl angeht, ist Deutschland im Vorteil. Außerdem fördert der DFB wie kaum ein anderer Verband den Frauenfußball. Der Frauenfußball in Deutschland erfährt hier eine sehr große Unterstützung, er ist einfach ganz stark.
DFB.de: Können Sie Rückschlüsse aus den Leistungen der deutschen Mannschaften zu Ihrer Zeit auf die von heute ziehen? Gibt es eine bestimmte deutsche Frauenfußball-Mentalität?
Carolina Morace: Ich bin der Meinung, dass das Spielniveau der deutschen Nationalmannschaften schon immer sehr hoch war. Und wenn eine Nation eine Siegermentalität entwickelt und es auch versteht, dauerhaft positive Ergebnisse zu erzielen, dann ist es nur konsequent, dass sich Erfolge wie bei der WM oder EM einstellen. Ich denke, ein Erfolgsgeheimnis der Deutschen ist, dass sie sehr motiviert sind sich zu verbessern und gute Leistungen zeigen zu wollen.
DFB.de: Deutschland ist amtierender Welt- und Europameister. Was erwarten Sie von Ihrem Team im Spiel in Dresden?
Carolina Morace: Das deutsche Team ist sehr gut organisiert. Sowohl bei eigenem Ballbesitz als auch bei gegnerischem Ballbesitz. Wenn wir uns entwickeln wollen, müssen wir einfach die besten Mannschaften der Welt spielen. Das sind ganz wichtige Erfahrungen, die wir in solchen Spielen sammeln können.
DFB.de: Werden Sie das Spiel nutzen, um mit Blick auf die WM-Qualifikation der CONCACAF vom 28. Oktober bis 8. November in Mexiko etwas auszuprobieren oder liegt Ihr Fokus darauf, die Startformation für das Turnier zu finden?
Carolina Morace: Bis zur Qualifikation sind es noch eineinhalb Monate. Mit so viel Vorlauf werde ich mich noch nicht auf eine Startformation festlegen. Wir arbeiten im Moment sehr intensiv, weil ich davon ausgehe, dass uns die Qualifikation alles abverlangen wird. Im Spiel in Dresden möchte ich von meinen Spielerinnen die Laufwege, die Standardsituationen und das taktische Verhalten sehen, das wir einstudiert haben.
DFB.de: Wird es weitere Länderspiele vor dem Qualifikationsturnier geben?
Carolina Morace: Ja, am 30. September treffen wir in Toronto auf China.
DFB.de: Wie wichtig ist es für den kanadischen Frauenfußball, dass sich die Nationalmannschaft für die kommende WM qualifiziert?
Carolina Morace: Wenn eine Nationalmannschaft erfolgreich ist, erfährt der Sport in seinem Land eine größere Unterstützung. Speziell in Kanada wäre ein solcher Erfolg wichtig, um eine starke Liga zu etablieren. Ich erachte das als extrem wichtig, gerade für die Entwicklung der eigenen Talente.
DFB.de: Können Sie Ihre Mannschaft kurz vorstellen? Wer sind die Schlüsselspielerinnen?
Carolina Morace: Unsere Spielführerin, Christine Sinclair, gehört zu den besten Spielerinnen der Welt. Zudem hat Kanada eine Tradition, was die Qualität der Torhüterinnen angeht.
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Morace: Viel Respekt vor Deutschland |
Frage: Beschreiben Sie den Spielstil Ihrer Mannschaft.
Carolina Morace: Wir haben eine gute Mischung aus athletischen und technisch beschlagenen Spielerinnen. Wir versuchen, den Ball am Boden zu halten.
DFB.de: Wenn Sie die Chance hätten, eine deutsche Spielerin für Ihr Team zu nominieren: Wen würden Sie wählen?
Carolina Morace: Ich respektiere die Spielerinnen, die mir zur Verfügung stehen.
DFB.de: Was für ein Spiel erwarten Sie in Dresden?
Carolina Morace: Ich glaube, wir werden ein Spiel zweier Mannschaften sehen, die guten Fußball bieten wollen. Die deutsche Mannschaft gibt den Ball nie leichtfertig her. Sie ist stark, wenn sie in Ballbesitz ist. Das wollen wir ihr gleich tun. Beide Teams werden leidenschaftlich spielen, um sich bestmöglich auf die Qualifikation beziehungsweise die WM vorzubereiten.
DFB.de: Werden die deutschen Fans Kanada im kommenden Jahr wiedersehen?
Carolina Morace: Ich hoffe es. Ich würde es mir auch vor dem Hintergrund wünschen, dass eine erneute Begegnung hilft, den Austausch zwischen den beiden Verbänden zu vertiefen. Persönlich würde ich mich freuen, weil mich mit Silvia Neid eine lange Zeit des respektvollen Miteinanders verbindet.