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Keine Berührungsängste: Walter Pradt |
Walter Pradt hat einen guten Namen in Mannheim. Für den SV Waldhof stand er in fünf Bundesliga- und 278 Spielen der 2. Bundesliga im Tor. Auch aktuell ist er seinem Klub als Trainer der Regionalliga-Mannschaft verbunden. Allerdings hat der 60-Jährige auch eine Affinität zum Frauenfußball. Seit 2001 trainierte er die heutige WM-Botschafterin Silke Rottenberg. In seiner Funktion als Heim-Trainer der ehemaligen Nationaltorhüterin begleitete er auch die DFB-Auswahl bei einigen Länderspielen als Torwart-Trainer.
Insofern ist es für Walter Pradt eine Selbstverständlichkeit, dass er Frauenfußball intensiv verfolgt und dem Länderspiel zwischen den DFB-Frauen und Japan am Mittwoch (ab 16 Uhr, live im ZDF) im Mannheimer Carl-Benz-Stadion beiwohnt. DFB-Redakteur Niels Barnhofer unterhielt sich mit ihm exklusiv für DFB.de.
Frage: Walter Pradt, am 29. Juli spielt die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gegen Japan in Mannheim. Sie werden es sich wohl nicht nehmen lassen, dort dabei zu sein?
Walter Pradt: Richtig, wenn es mir möglich ist, werde ich mir das Länderspiel vor Ort anschauen. Ich habe eine starke Verbindung zum Frauenfußball im allgemeinen und zur Frauen-Nationalmannschaft im speziellen. Seit 2001 habe ich schließlich Silke Rottenberg als Heim-Trainer trainiert.
Frage: Als Trainer werden Sie sich das Spiel bestimmt sehr genau anschauen. Worauf werden Sie Ihr besonderes Augenmerk legen?
Pradt: Da ich selbst Torhüter bin, schaue ich natürlich positionsbedingt besonders auf die Leistungen der Schlussleute. Aber als Trainer ist es mein Ansatz, möglichst praxisorientiert zu arbeiten. Deswegen schaue ich bei jedem Spiel, wie die Mannschaften taktisch spielen, wie arbeiten sie, um erfolgreich zu sein.
Frage: Können Sie vom Frauenfußball etwas lernen?
Pradt: Da gibt es bei mir keine Berührungsängste. Ich bin der Meinung, ich kann von jedem etwas lernen. Und der Frauenfußball ist in dieser Beziehung eine feste Größe bei mir. Auf dem Niveau, auf dem die Nationalmannschaft spielt sowieso, das ist Weltklasse. Ich habe mir vor einigen Wochen auch die U 19-Frauen-Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation in Viernheim angeschaut. Das Team wurde von Maren Meinert, Bettina Wiegmann und Silke Rottenberg betreut, die drei haben so große Erfahrung, vereinen so viel Fußball-Sachverstand, da kann man sich auf jeden Fall ein Scheibchen abschneiden.
Frage: Sie waren einige Jahre der Heim-Trainer von Silke Rottenberg. Wie sind Sie dem Frauenfußball derzeit noch verbunden?
Pradt: Das geschieht derzeit eher auf informativer Ebene. Im Moment habe ich direkt nichts mit Frauenfußball zu tun. Ich schaue mir aber noch regelmäßig Frauen-Spiele an. Bei den Spielen des 1. FFC Frankfurt bin ich gelegentlich. Wie gesagt, die U 19-Frauen habe ich mir angeschaut und die Nationalmannschaft will ich sehen. Wann immer es die Gelegenheit gibt, schaue ich mir Frauenfußball an. Er ist schon fester Bestandteil meines Interessengebiets.
Frage: Welchen Eindruck haben Sie vom Frauenfußball über die Jahre gewonnen?
Pradt: Als mich Tina Theune im Jahr 2001 anrief und fragte, ob Silke Rottenberg bei mir mittrainieren könne, wusste ich, ehrlich gesagt, anfangs nicht, wie ich sie anfassen sollte. Aber diese Unsicherheit hatte sich schnell gelegt. Denn Silke ist ein Typ, dem nichts zu viel ist. Insofern hat das zwischen uns auch gepasst. Ich hatte die Latte nämlich sehr hoch gelegt, ich wollte sie nämlich nicht nur beschäftigen, sondern trainieren.
Frage: Waren Sie überrascht?
Pradt: Sehr positiv. Was nicht nur für die Trainingseinstellung gilt. Ich habe auch das Gefühl, dass Fußballerinnen wesentlich klarer in ihrer Handlungsweise sind. Bei ihnen wird nicht so viel gejammert und gemeckert, sie konzentrieren sich auf den Sport, das macht es häufig angenehmer, ihnen zuzuschauen. Zudem herrscht eine hohe Spielqualität. Wenn ich zum Beispiel an die WM 2003 denke, da waren überragende Spielerinnen dabei und ich meine nicht nur gute.
Frage: Über die Jahre gesehen, welches Entwicklungspotenzial sehen Sie für den Frauenfußball?
Pradt: Das Potenzial wächst mit den steigenden Mitgliedszahlen im Frauen- und Mädchenfußball. Und wenn ich aus sportlicher Sicht sehe wie dominant die U 19-Frauen auftreten, dann bin ich überzeugt, dass es einen weiteren Schub für den deutschen Frauenfußball geben wird.
Frage: Sie trainieren den SV Waldhof Mannheim, würde es Sie bei der Perspektive, die der Frauenfußball bietet, nicht reizen, ein Frauen-Team zu trainieren?
Pradt: Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Dafür bin ich sehr offen. Ich habe ja auch schon die Frauen des TuS Niederkirchen trainiert. Und nur weil ich in der Nähe von Weinheim wohne, heißt das nicht, dass ich hier gebunden bin. Ich könnte mir schon vorstellen, mein Wissen in den Frauenfußball einzubringen. Allerdings vertrete ich da auch eine klare Linie: Meiner Meinung nach muss sich der Frauenfußball weiter öffnen, weiter professionalisieren.
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"Mannschaft zählt zu den Favoriten" |
Frage: Was erwarten Sie sich denn in diesem Zusammenhang vom Länderspiel zwischen der DFB-Auswahl und Japan in Mannheim?
Pradt: Ich weiß, dass der DFB dieses Spiel sehr professionell vorbereiten wird. Von daher bin ich davon überzeugt, dass die Partie das Interesse der Bevölkerung wecken wird. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Carl-Benz-Stadion voll wird. An den Spielen, die die TSG Hoffenheim hier ausgetragen hat, kann man sehen, wie viele Fans ein derart tolles Ereignis bewegen kann.
Frage: Und was erwarten Sie vom deutschen Team im Hinblick auf die EURO 2009?
Pradt: Natürlich hängt der Ausgang von einem solchen Turnier immer auch von Faktoren ab, die man im Vorfeld nicht absehen kann. Das Verletzungspech ist so ein Thema. Aber auch in den K.o.-Spielen sind knappe Entscheidungen zu erwarten. Grundsätzlich zählt unsere Mannschaft wieder zu den Favoriten. Zwar warten insbesondere mit den skandinavischen Teams aus Norwegen, Schweden und Dänemark ganz schwere Gegner, aber wenn unsere Mädels wieder so spielen wie bei der WM 2007, dann bin ich optimistisch, dass der Titel drin ist.