Sonntag, 28. Juni 2009

Merkel überreicht Obama Trikots der DFB-Frauen

28.06.2009 13:30 Frauen-Nationalmannschaft

Merkel überreicht Obama Trikots der DFB-Frauen

Bekennender Fußball-Fan: Angela Merkel  © Bongarts/GettyImages
Bekennender Fußball-Fan: Angela Merkel

Gut möglich, dass die Obama-Töchter Malia Ann und Natasha demnächst in Trikots der deutschen Frauen-Nationalmannschaft durch den Garten des Weißen Hauses in Washington laufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei ihrem USA-Besuch vor wenigen Tagen Geschenke der besonderen Art im Gepäck.

Die CDU-Politikerin überreichte US-Präsident Barack Obama zwei Fußbälle und zwei Trikots der Frauen-Nationalmannschaft in Kindergröße für Malia Ann (11) und Natasha (8).

Merkel ist bekennender Fußball-Fan und hat ein Herz für die Spielerinnen des Welt- und Europameisters. "Sie unterstützt den Mädchen- und Frauenfußball mit höchstem persönlichen Einsatz und hat den DFB ja seinerzeit sogar ermuntert, sich um die WM 2011 zu bewerben," sagte WM-OK-Präsidentin Steffi Jones jüngst über die Kanzlerin.

EM 1989: Teil 2

28.06.2009 10:01 Frauen-Nationalmannschaft

20 Jahre EM-Sieg: Dramatik, Tränen, Triumph

Elfmeter-Heldin Marion Isbert  © Bongarts/GettyImages
Elfmeter-Heldin Marion Isbert

Vor 20 Jahren zählte DFB-Redakteurin Annette Seitz zu jenen Zuschauern, die im Siegener Leimbachstadion beim EM-Halbfinale der Frauen zwischen der DFB-Auswahl und Italien dabei waren. Ein Ereignis, das bis heute fasziniert. Die Begegnung verlangte auch den Zuschauern alles ab. Am Ende stand es 5:4 nach Elfmeterschießen für die deutsche Mannschaft, die anschließend zum ersten Mal den EM-Titel gewann. Ein Augenzeugenbericht.

Ich war dabei. Habe die Tränen von Marion Isbert gesehen. Und hemmungslos mitgeheult. Habe geschrien, getobt, geklatscht, bis mir die Hände weh taten. Und wildfremde Menschen umarmt. Wie all die anderen, die am 28. Juni 1989 unvergessliche Momente miterleben durften. Bewegt hat uns dieses Erlebnis irgendwie alle. Denn jeder, der die Geschehnisse während des EM-Halbfinales im Siegener Leimbachstadion hautnah verfolgte, bekommt noch heute eine Gänsehaut, wenn er sich daran erinnert.

Großer Andrang vor den Kassenhäuschen

Doch der Reihe nach. Eine kleine Gruppe engagierter Bezirksoberliga-Fußballerinnen machte sich an einem sonnigen Tag im Juni 1989 auf den Weg nach Siegen. Wann hatte man schon einmal die Möglichkeit Größen wie Silvia Neid, Martina Voss oder Heidi Mohr live zu erleben? Und dazu noch bei einem EM-Halbfinale dabei zu sein? Kam ja nicht so oft vor in jenen Tagen, in denen Frauenfußball noch von „Damen“ gespielt wurde und eine Partie nur über zwei mal 40 Minuten lief.

Es herrschte gewaltiger Andrang vor dem Stadion und es hat einige Zeit gedauert, bis wir schließlich drin waren. Auf der Gegentribüne haben wir uns platziert, mit Tausenden von anderen, die Stimmung war gut. So gut, dass meine Wenigkeit sich die erste Deutschland-Fahne ihres Lebens gekauft hat. Das gute Stück – man möchte es historisch nennen – besteht aus 100 Prozent Baumwolle und ist bis heute intakt. Die Fahne wird allerdings nur bei besonderen Anlässen aus ihrem abgedunkelten Lager herausgeholt. Zuletzt beim WM-Sieg unserer DFB-Auswahl 2007.

Elfmeter-Heldin Marion Isbert

Ich war also gut ausgestattet. Die Fahne hielt, die Sonnencreme auch, die Stimmung war bestens und wurde noch besser, als Silvia Neid das 1:0 erzielte, trübte sich allerdings ein wenig ein, als der Ausgleich fiel. Dennoch, der Puls war auch noch in der Verlängerung im unbedenklichen Bereich. Bis zum Elfmeterschießen.

Danach war vieles nicht mehr so wie vorher. Denn wir alle, die wir dort im Siegener Leimbachstadion ausharrten und es kaum fassten konnten, als Marion Isbert zunächst den ersten Elfmeter hielt, den zweiten und auch den dritten – wir alle werden diese Minuten nie mehr vergessen. Eingebrannt ins Gedächtnis sind vor allem jene Sekunden, als die Torfrau der DFB-Auswahl sich beim allerletzten Strafstoß den Ball selbst auf den Punkt legte.

Titelschmied: Gero Bisanz  © Bongarts/GettyImages
Titelschmied: Gero Bisanz

Grenzenloser Jubel nach dem Sieg

Jawohl. Marion Isbert, die Überirdische, hält mal eben in einem EM-Halbfinale drei Elfmeter und tritt dann auch noch selbst an, um zu vollstrecken. Fassungslosigkeit im Stadion. Isbert legt die Kugel hin - Isbert läuft an - Isbert verwandelt - Deutschland im EM-Finale! Und es brachen alle Dämme.

Ich bin dann irgendwann wieder zu mir gekommen. Aus dem Freudentaumel aufgewacht. Und ziemlich beseelt nach Hause gefahren. Die Fahne haben wir aus dem Fenster des Autos gehalten. Und jedem Passanten zugerufen: „Wir sind im Finale!“

Wie gesagt, nach diesem Erlebnis war vieles nicht mehr so, wie davor. Zumindest nicht als Fußballerin. Danach haben wir irgendwie anders gespielt. Motivierter, kraftvoller, mutiger. Weil wir gesehen haben, wie es geht. Wie Frauenfußball begeistert. Das tut er übrigens bis heute.


Video:

Heute vor 20 Jahren: Elfmeter-Drama im EM-Halbfinale

EM 1989: Teil 1

28.06.2009 10:00 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE SPEZIAL

Marion Isbert: “Wir haben für die Sache gelebt”

EM-Heldin: Marion Isbert   © Bongarts/GettyImages
EM-Heldin: Marion Isbert

Am 2. Juli 1989 gewann die deutsche Frauen-Nationalmannschaft mit der Europameisterschaft ihren ersten Titel. Dass es so weit kam, hatte das Team von Trainer Gero Bisanz zu großen Teilen Marion Isbert zu verdanken. Die Torhüterin war die Heldin im Halbfinale am 28. Juni 1989 gegen Italien. In der Partie im Siegener Leimbachstadion hielt sie drei Elfmeter und verwandelte einen selbst. DFB-Redakteur Niels Barnhofer sprach mit Marion Isbert.

Frage: Welches war das emotionalste Spiel, in dem Sie mitgewirkt haben?

Marion Isbert: Das ist ganz klar, das war das Halbfinale der EM 1989 in Siegen gegen Italien.

Frage: Sind Sie von Natur aus ein emotionaler Mensch?

Marion Isbert: Naja, als ruhig würde ich mich nicht bezeichnen. Ich hatte damals meinen Ruf in der Mannschaft weg. Ich war der Clown im Team. Unser Zeugwart musste damals gelegentlich darunter leiden. Dem haben wir zum Beispiel mal den Trikotkoffer versteckt. Später, wenn wieder irgendetwas war, fing der gar nicht erst zu suchen an, sondern ist sofort schnurstracks zu mir gelaufen. Aber das war außerhalb des Spielfelds. Wenn es in sportlichen Dingen darauf ankam, war ich immer vollkonzentriert.

Frage: Haben Sie es bewusst miterlebt, dass sie sich in das EM-Halbfinale so hineingesteigert haben?

Marion Isbert: Die Spielerinnen, die damals bei der EM dabei sein durften, haben für die Sache gelebt. Wir haben vor dem Turnier freiwillig Sonderschichten geschoben, um bestmöglich vorbereitet in die Endrunde zu gehen. Es gab ja seinerzeit noch keine große Vorbereitung mit Lehrgängen. Wir hatten fast nur das Stützpunkt-Training. Und um das Pensum, das wir uns selbst gesteckt hatten, zu erfüllen, musste ich einiges organisieren, ich war ja schon damals Mutter, da musste die ganze Familie mithelfen.

Im Halbfinale wurde Marion Isbert zur Heldin des Tages und parierte drei Elfmeter  © Bongarts/GettyImages
Im Halbfinale wurde Marion Isbert zur Heldin des Tages und parierte drei Elfmeter

Frage: Aus welchem Grund brachen die Emotionen so aus Ihnen heraus? War es wegen der live-Übertragung im Fernsehen? Die Bedeutung der Partie? Weil es ein Heimspiel war? Oder waren Sie grundsätzlich angespannt vor Spielen?

Marion Isbert: Nein, so etwas hat mir eigentlich nichts ausgemacht. Ich war absolut fokussiert auf die Partie. Und die Anspannung wuchs höchstens in dem Maße, in dem ich sauer auf meine Mitspielerinnen war.

Frage: Was ist Ihnen beim Elfmeterschießen durch den Kopf gegangen?

Marion Isbert: Oje, das ist schon eine ganze Weile her. Zum einen habe ich versucht, mich zu konzentrieren. Zum anderen wollte ich die Gegnerinnen nervös machen. Da habe ich ein paar Sperenzien gemacht. Ich habe halt versucht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Das darf man sich aber nicht so vorstellen, dass wir da Giftspritzen verteilt und verbrannte Erde hinterlassen hätten. Im Gegenteil: Wir haben uns mit den Italienerinnen sehr gut verstanden. Gegen sie hatten wir häufiger gespielt. Nach den Begegnungen haben wir uns mit Händen und Füßen ausgetauscht, das war sehr freundschaftlich.

"Einen Zettel hatte ich nicht im Stutzen"

Frage: Sie haben einige Elfmeter gehalten, hatten Sie einen Zettel im Stutzen?

Marion Isbert: Ja, ich habe drei Elfmeter gehalten. Aber einen Zettel hatte ich nicht im Stutzen, ich hatte gar nichts dergleichen. Ich habe meiner Intuition vertraut. Ich bin so lange wie möglich stehen geblieben. Meine Sprungkraft war ganz gut, so dass ich bis zum Schuss warten konnte.

Frage: Wie kam es, dass Sie auch einen Elfmeter geschossen haben?

Marion Isbert: Sissy Raith kam auf mich zu und sagt: ,Jetzt hast Du drei gehalten, jetzt kannst Du auch noch einen schießen.’ Elfer zu schießen, war mir auch nicht fremd. Ich habe damals auch im Feld gespielt und war für die Strafstöße zuständig. Ich bin ja nur durch eine Verletzung ins Tor gekommen. In der Verbandsauswahl hatten wir sogar eine Vereinbarung, dass, wenn wir zurückliegen, ich in der zweiten Halbzeit in den Angriff gewechselt bin.

Frage: Wie war denn Ihr geschossener Elfer?

Marion Isbert: Der war so schlecht geschossen, fast in die Mitte. Wenn Sie den heute sehen würden, würden sie fragen, wer hat denn die Torhüterin geschubst. Aber egal: Drin ist drin. Ein Quäntchen Glück gehört halt immer dazu.

Frage: Können Sie sich noch daran erinnern, was nach dem Spiel los war?

Marion Isbert: Ja, alle waren auf einem Haufen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich ziemlich aufgelöst war. Es fiel alles von einem ab. Mein Mann kam mit unserem Sohn Sven auf den Platz, der damals drei Jahre alt war. Bis wir in die Kabine gegangen sind, hat es eine ganze Weile gedauert. Gero Bisanz und ich mussten noch Interviews geben. Später haben wir in der Sportschule gemeinsam mit den Italienerinnen ein wenig gefeiert.

Frage: Sie standen mit dem Halbfinal-Sieg im EM-Finale. Welchen Stellenwert besaß dieser Erfolg damals?

Marion Isbert: Dafür hatten wir trainiert. Es war das Zeichen dafür, dass sich der Aufwand bezahlt gemacht hat.

Frage: Wann ist es denn bei Ihnen durchgesickert, dass der Frauenfußball in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit geweckt hatte?

Marion Isbert: Von dieser Resonanz hatten wir nicht geträumt. Es war toll, diese Anerkennung zu bekommen.

Frage:Wie denken Sie heute über diesen Erfolg?

Marion Isbert: Ich denke schon, dass das ein historischer Erfolg war. Die Anerkennung wurde größer. Immer mehr Mädchen meldeten sich in den Vereinen an. Immer mehr Leute schauten sich Frauenfußball an. Es war ein Anfang – einer musste ja beginnen.