Montag, 3. Januar 2011

Interview mit Silvia Neid

25.02.2010 13:30 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE EXKLUSIV

Silvia Neid: Viel ausprobiert, viel gelungen

Zufrieden mit dem Auftakt: DFB-Trainerin Silvia Neid  © Bongarts/GettyImages
Zufrieden mit dem Auftakt: DFB-Trainerin Silvia Neid

Mit dem souveränen 4:0-Sieg gegen Dänemark zum Auftakt des Algarve Cups kann die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zufrieden sein. Aber nicht nur das Ergebnis freute Silvia Neid.

Die DFB-Trainerin setzte sofort ihre Ankündigung um, das Turnier zu nutzen, um einiges auszuprobieren. Das Gespräch nach der Partie in Parchal schrieb DFB.de-Redakteur Niels Barnhofer mit.

DFB.de: Silvia Neid, wie zufrieden sind Sie mit dem Auftakt beim Algarve Cup?

Silvia Neid: Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden mit unserem Spiel gegen Dänemark. In der ersten Halbzeit haben wir sehr viel gearbeitet gegen aggressive Gegnerinnen. Man konnte gegen sie nie in Ruhe den Ball annehmen. Trotz dieses Drucks haben das unsere Spielerinnen aber richtig gut gemacht. Und obwohl wir in der zweiten Halbzeit viele frische Kräfte gebracht haben, konnten wir das Niveau halten. Die Däninnen haben uns nie in den Griff gekriegt.

DFB.de: Sie hatten angekündigt, beim Algarve Cup viel auszuprobieren. Wie lautet dahingehend Ihr erster Eindruck?

Neid: Wir haben im Verlauf des Spiels sechsmal gewechselt, aber dadurch entstand kein Bruch im Spiel. Das freut mich sehr. Außerdem haben wir verschiedene Spielerinnen auf verschiedenen Positionen ausprobiert. Kerstin Garefrekes etwa hat das auf der rechten Außenverteidiger-Position sehr gut gemacht. Sie hat wirklich ein sehr gutes Spiel gezeigt. Ihr Stellungsspiel und ihr Zweikampfverhalten waren sehr gut. Aber auch mit Birgit Prinz auf der Position sechs hat das in der zweiten Halbzeit sehr gut geklappt. Sie hat ihre Aufgabe optimal umgesetzt.

DFB.de: Hat Birgit Prinz eine Zukunft auf dieser Position?

Neid: Birgit hat das wirklich sehr gut gemacht. Sie hat viele Bälle erobert, wusste genau, wann sie nach hinten doppeln musste, hat das Spiel sehr gut eröffnet und hat noch ein Tor von dieser Position aus gemacht. Von daher bin ich sehr zufrieden mit ihr. Ich hatte schon vor längerer Zeit mit ihr über diese Option gesprochen, dann vor zwei Tagen noch einmal. Aber diese Variabilität betrifft ja nicht nur Birgit. Wir hatten am Vorabend vor dem Dänemark-Spiel eine lange Taktikbesprechung, auf der wir der gesamten Mannschaft erklärt haben, was wir von den einzelnen Positionen erwarten, so dass auch jede weiß, welche Anforderungen auf jeder Position zu erfüllen sind.

DFB.de: Welche positiven Erkenntnisse nehmen Sie noch aus dem Dänemark-Spiel mit?

Neid: Einige. Mit Kerstin Garefrekes haben wir etwas ausprobiert. Jennifer Zietz haben wir reingebracht, die wir ja schön öfters auf der Position sechs gesehen haben. Lena Goeßling kam auf zwei Positionen im zentralen defensiven Mittelfeld und in der Innenverteidigung zum Einsatz - sie brauchte ein bisschen, um ins Spiel zu finden, aber dann war es gut. Sie ist einfach eine Spielerin, die sehr viel sieht, die ein Spiel lesen und aufbauen kann. Im Angriff haben Anja Mittag und Birgit Prinz sehr gut zusammengearbeitet, gerade was das Abwehrverhalten angeht. Da wollten wir keinen Ball von den Däninnen ins Zentrum zulassen, das haben sie sehr gut gemacht. Wir hatten einfach eine gute Tiefenstaffelung, so dass Dänemark immer auf Außen spielen musste.

DFB.de: Und dann kam in Inka Grings in der zweiten Halbzeit auch noch eine Tor-Garantin.

Neid: Ja, das stimmt. Die zwei Treffer hat Inka wieder total kaltschnäuzig gemacht. Gut, dass wir sie haben. Wir wollten sie nicht von Anfang an spielen lassen, weil sie am vergangenen Samstag im Bundesligaspiel einen Pferdekuss abbekommen hatte. Deshalb haben wir erst mal andere für sie arbeiten lassen. Und sie hat es gut übernommen. Die Däninnen waren schon müde und nicht mehr so aufmerksam, und das hat Inka sehr gut genutzt.

Neid: "Zufrieden mit Prinz"  © Bongarts/Getty Images
Neid: "Zufrieden mit Prinz"

DFB.de: Und dennoch: Wenn man etwas kritisieren möchte, müsste man die Chancenauswertung nennen.

Neid: Das stimmt, die Chancenverwertung in der ersten Halbzeit hätte besser sein müssen. Nach den ersten 45 Minuten hätten wir schon 4:0 oder 5:0 führen können. Da müssen wir einfach abgeklärter vor dem Tor werden. Die erste Halbzeit war auch nicht so gut, weil wir den Ball zu viel springen ließen. Es hat zu lange gedauert, bis wir ihn kontrolliert hatten.

DFB.de: Was erwartet die DFB-Auswahl nun am Freitag gegen Finnland?

Neid: Auf Finnland bin ich ganz gespannt. Die Finninnen haben einen neuen Trainer. Mal schauen, ob er die bisherige Spielphilosophie fortsetzt, sehr weiträumig zu spielen und gerade in der Luft viele Zweikämpfe zu suchen, oder ob er jetzt mehr spielen lassen will. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass die Finninnen total robust und zweikampfstark sind - in diesem Bereich müssen wir uns unbedingt behaupten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen