Dienstag, 1. September 2009

Traumtor mit Ruhrpott-Charme

28.08.2009 14:53 Frauen-EM 2009

Annike Krahn: Traumtor mit Ruhrpott-Charme

Gleich schlägt's ein: Annike Krahn trifft zum 2:0 gegen Frankreich  © Bongarts/GettyImages
Gleich schlägt's ein: Annike Krahn trifft zum 2:0 gegen Frankreich

Sie ist die Spezialistin für ungewöhnliche Tore. Wenn Annike Krahn trifft, dann meist auf unkonventionelle Weise. Am Donnerstag erzielte die Innenverteidigerin der Frauen-Nationalmannschaft beim 5:1 gegen Frankreich im zweiten Gruppenspiel bei der EURO in Finnland einen Treffer, der klar unter die Kategorie "typisches Annike-Tor" fiel.

Das Szenario: Eine Ecke von Melanie Behringer wird weit aus dem Strafraum heraus abgewehrt, Annike Krahn erläuft sich den Ball gut 25 Meter vom französischen Tor entfernt, macht eine halbe Drehung, schießt – und die Kugel fliegt und fliegt und fliegt. Und schlägt genau unter der Latte hinter der französischen Torfrau Sarah Bouhaddi zum 2:0 (17.) ein. Ein Traumtor.

Krahn: "Einfach draufgehalten"

Gefühlte 150 Mal musste Annike Krahn hinterher die Situation aus ihrer Sicht schildern: "Ich habe einfach draufgehalten, weil ich nicht genau wusste wohin. Und da dachte ich: Dann schießt du eben einfach mal aufs Tor." Unspektakulär, aber effektiv. Vier Treffer erzielte die Innenverteidigerin vom UEFA-Cup-Gewinner und DFB-Pokalsieger FCR 2001 Duisburg bislang in 54 Länderspielen. Meistens auf unkonventionelle Art und Weise.

"Mein erstes Tor ist mir im WM-Viertelfinale 2007 mit dem Knie gelungen", erzählt die gebürtige Bochumerin. "Das zweite war ein Kopfball im EM-Qualifikationsspiel 2007 gegen Holland, das war eigentlich ganz okay. Dann ein Abstauber gegen Wales in Kassel, beim letzten Spiel von Silke Rottenberg. Und jetzt die Krönung: Dieser Distanzschuss. Ich gebe zu, meine Tore sind meistens etwas ungewöhnlicher als andere."

Starkes Duo mit Ariane Hingst

Die Hauptaufgabe von Annike Krahn besteht allerdings nicht im Tore erzielen, sondern selbige zu verhindern. Mit den U 19-Frauen des DFB wurde sie 2004 Weltmeister – ihre Trainerin damals: Silvia Neid. Im Januar 2005 bestritt sie gegen Australien ihr erstes Länderspiel in der Frauen-Nationalmannschaft, wurde behutsam aufgebaut und zählt seit der WM 2007 in China zum Stamm der Mannschaft.

In der Innenverteidigung bildet sie auch bei der EURO in Finnland mit Ariane Hingst ein starkes Duo. Die Sportstudentin, die über den SV Weitmar 09, den SV Waldesrand Linden, TuS Harpen und die SG Wattenscheid 2004 nach Duisburg wechselte, gilt als zweikampfstark, mit gutem Stellungsspiel, die kompromisslos und konsequent ihre Aufgabe erledigt. Technische Kabinettstückchen sind ihre Sache nicht, sollen es auch nicht sein. "Meine Spielart ist schnörkellos, ich bin eher fürs Grobe zuständig, dafür, dass nichts anbrennt", erklärt sie.

Schnörkellos als Mensch und Spielerin

Kind des Ruhrpotts: Krahn  © Bongarts/GettyImages
Kind des Ruhrpotts: Krahn

Dennoch wünscht sie sich das ein oder andere Mal "ein wenig mehr von der Technik einer Lira Bajramaj. Manchmal bin ich schon übertrieben konsequent. Da denke ich mir: Warum hast du den Ball jetzt so nach vorne geknallt und nicht gespielt? Da sehe ich auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial."

Schnörkellos ist nicht nur ihre Spielweise, schnörkellos ist auch ihr Auftreten abseits des Platzes. Annike Krahn redet nicht lange um den heißen Brei herum, kommt schnell auf den Punkt, ist geradlinig, mit ruppigem Charme und klarer Ansage. Dass ihre Wurzeln im Ruhrpott liegen, hört man nicht nur, man spürt es auch.

Selbstkritische Nachbetrachtung

Selbstkritik ist eine weitere Eigenschaft von ihr. Und die trat nach dem Spiel gegen Frankreich zutage. "Wir können nur mit dem Ergebnis zufrieden sein, nicht mir dem Spielverlauf. Denn wir haben einen ganz anderen Anspruch an uns. Wir wollten dem Gegner nicht so viele Räume lassen und haben nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben."

Dennoch ist die erste Etappe auf dem Weg zur Titelverteidigung erreicht: Im Viertelfinale trifft die DFB-Auswahl am Freitag auf den Zweiten der Gruppe C. Zunächst jedoch steht am Sonntag (15 Uhr, live in ZDF und Eurosport) das letzte Gruppenspiel gegen Island in Tampere auf dem Programm.

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