Samstag, 25. Juli 2009

Interview mit Günther Sebert

21.07.2009 10:50 Frauen-Nationalmannschaft

Günther Sebert: "Dieses Spiel lasse ich mir nicht entgehen"

Mannheimer Legende: Günther Sebert  © Harder
Mannheimer Legende: Günther Sebert

Günther Sebert ist in Mannheim eine lebende Legende. 592 Spiele bestritt er für den SV Waldhof. Als Kapitän führte er die so genannten „Waldhof-Buben“ 1983 zum Bundesliga-Aufstieg. Vier Jahre spielte er dann selbst noch in der deutschen Eliteliga, ehe er die Profis 1988 als Trainer übernahm.

Mittlerweile ist Günther Sebert als Sportlicher Leiter zu seinem Klub zurückgekehrt. Natürlich fiebert der Waldhof-Ehrenspielführer jetzt dem Frauen-Länderspiel zwischen der DFB-Auswahl und Japan am 29. Juli (ab 16 Uhr, live im ZDF) in Mannheim entgegen, wie er im DFB.de-Exklusivinterview mit Redakteur Niels Barnhofer erzählt.

Frage: Günther Sebert, freuen Sie sich auf das Länderspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Japan im Carl-Benz-Stadion?

Günther Sebert: Ganz klar, ein Länderspiel ist immer etwas Besonderes. Außerdem hat der Frauenfußball in den vergangenen Jahren enorm an Stellenwert gewonnen. Gerade unsere Nationalmannschaft spielt einen attraktiven und guten Fußball.

Frage: Werden Sie denn bei dem Spiel im Stadion sein?

Sebert: Auf alle Fälle! Wenn so ein Spiel bei uns stattfindet, lasse ich mir das nicht entgehen!

Frage: Aus welcher Sicht werden Sie die Begegnung verfolgen?

Sebert: Ich bin generell am Fußball interessiert. Insofern schaue ich mir ein Frauen-Spiel genauso an wie ein Männer-Spiel. Als Trainer werde ich natürlich die taktischen Dinge genauer betrachten. Und in dieser Hinsicht bin ich schon gespannt auf das Länderspiel - schließlich haben die Frauen, was die Ordnung und Taktik angeht, riesige Fortschritte gemacht. Ich habe großen Respekt vor deren Leistungen.

Frage: Wie informieren Sie sich über den Frauenfußball?

Sebert: Ich denke, es ist Teil der positiven Entwicklung des Frauenfußballs, dass immer umfangreicher darüber in den Medien berichtet wird. Früher war der Zugang dazu schwieriger, mittlerweile kriegt man ja zwangsläufig etwas davon mit. In den Tageszeitungen, der Fachpresse oder dem Fernsehen wird ja regelmäßig berichtet.

Frage: Werden Sie die Partie als Fußball-Lehrer eher analytisch betrachten?

Sebert: Mit Sicherheit, man kommt ja nicht aus seiner Rolle raus. Ich werde mir die elementaren Dinge genau anschauen, zum Beispiel wie sich die Spielerinnen bewegen.

Frage: Oder kommt bei Ihnen bei einem solchen Vergleich der Fan und Patriot durch, der neugierig und emotional ist?

Sebert: Ich drücke unserem Team auf jeden Fall die Daumen. Und da ich nicht auf der Bank sitze, kann ich das Spiel auch gelassener verfolgen.

Frage: Sehen Sie das Ganze als Repräsentant des SV Waldhof, der stolz ist die Welt- und Europameisterinnen im eigenen Stadion zu haben?

Sebert: Ja, das stimmt, wir sind schon stolz, dass wir wieder ein Länderspiel bei uns im Stadion haben. Wir hatten ja schon Spiele der U 21-Europameisterschaft 2004 und auch Länderspiele der Männer bei uns. Das ist schon eine kleine Auszeichnung, dass der DFB damit zu uns kommt - schließlich kann sich der DFB ja jedes Stadion für seine Spiele herauspicken.

Frage: Kann der Verein auch positive Werbung für sich aus einem solchen Länderspiel ziehen?

Sebert: Ich glaube schon. Da findet ein Imagetransfer statt. Der Fernsehzuschauer und die Menschen in Mannheim werden diese Partie mit dem SV Waldhof in Verbindung bringen. Seit der Bekanntgabe, dass das Länderspiel hier stattfindet, erhalten wir aus der Bevölkerung ein sehr positives Feedback. Der Frauenfußball ist hier also im Gespräch.

Frage: Welche Zukunft sehen Sie für den Frauenfußball?

Sebert: Das Thema ist bei weitem noch nicht ausgereizt. Da sind die Frauen auf einem gutem Weg. Die Männer-Bundesliga musste sich ja auch erst einmal etablieren; das hat ja auch viele Jahre gedauert, bis sie den Stellenwert hatte, den sie jetzt genießt. Und man muss sich nur einmal die Kulisse beim UEFA-Cup-Endspiel in Duisburg anschauen: 28.000 Zuschauer beim Frauenfußball wären vor ein paar Jahren noch nicht vorstellbar gewesen.

Auch als Trainer des SV Waldhof mit Herzblut dabei: Günther Sebert  © Harder
Auch als Trainer des SV Waldhof mit Herzblut dabei: Günther Sebert

Frage: Sie sind Sportlicher Leiter des SV Waldhof, können Sie sich vorstellen ein Frauen-Team oder gar eine Frauenfußball-Abteilung im Verein aufzumachen?

Sebert: Der SV Waldhof hat 2007 sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Auf der Jubiläumsveranstaltung hat DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger angeregt, dass wir eine Mädchenmannschaft aufbauen sollen. Das haben wir jetzt getan. Seit vergangenem Jahr haben wir ein Team mit Acht- bis Zehnjährigen. Das ist sehr gut organisiert. Vielleicht ist da ja tatsächlich etwas im Entstehen.

Frage: Wie kommt dieses Projekt an?

Sebert: Sehr gut. Aber wir sind damit ja erst in der Anfangsphase, man muss schauen, wie sich die Mädchen und die Mannschaft entwickeln. Wir haben da erst einmal eine gute Basis geschaffen. Und wir haben auch festgestellt, dass die Sponsoren für den Nachwuchs eher ein offenes Ohr haben. Wir haben auch in unserer Regionalliga-Mannschaft bei den Männern sechs Eigengewächse im Kader und erhalten darauf eine sehr positive Resonanz.

Frage: Wie verlockend wäre der Gedanke, nach den Waldhof-Buben vielleicht einmal mit den Waldhof-Mädels positive Schlagzeilen zu machen?

Sebert: Selbstverständlich wäre das eine schöne Schlagzeile. Mal sehen, vielleicht motiviert das Gastspiel der Frauen-Nationalmannschaft ja noch einige Mädchen, mit dem Fußballspielen anzufangen.

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