24.07.2009 08:15 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE EXKLUSIV
Theologie-Studentin im Oranje-Trikot
Annemieke Kiesel zählt wahrscheinlich zu den meist unterschätzten Spielerinnen der Frauen-Bundesliga. Ein Los, das die niederländische Nationalspielerin wohl mit vielen defensiven Mittelfeldspielerinnen teilt.
Dabei gilt die 29-Jährige als eine der Leistungsträgerinnen beim UEFA-Cup- und DFB-Pokalsieger FCR 2001 Duisburg, für den sie seit 2005 aufläuft. Unspektakulär, aber effektiv - das ist die Spielweise von Annemieke Kiesel, die zudem mit mehr als 100 Länderspielen zu den erfahrensten Nationalspielerinnen der niederländischen Auswahl zählt.
"Ich freue mich riesig auf die EM"
Seit sie 16 Jahre alt ist, spielt sie im Oranje-Team, doch erst jetzt steht sie vor dem größten Ereignis seit ihrem internationalen Debüt. Zum ersten Mal überhaupt haben sich die Niederlande mit der Frauen-Nationalmannschaft für die Endrunde eines wichtigen Turniers qualifiziert. Vom 23. August bis 10. September werden sie in Finnland erstmals bei einer Europameisterschaft dabei sein.
Ein großer Moment. „Ich freue mich riesig darauf“, sagt Annemieke Kiesel, deren Ehemann Sebastian in Düsseldorf einer von 992 DFB-Stützpunkttrainern in ganz Deutschland ist. Ebenso groß ist die Freude auf das Länderspiel gegen die DFB-Auswahl, das am Samstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Sinsheim ausgetragen wird. „Das ist für uns ein wichtiger EM-Test“, sagt die 29-Jährige.
Neues Konzept trägt Früchte
Die Qualifikation für die kontinentalen Titelkämpfe ist ein erster Erfolg des neuen Konzepts, das der Niederländische Fußball-Verband (KNVB) seit nunmehr zwei Jahren umsetzt. Mit der Einführung einer Ehrendivision für Frauen mit sechs Mannschaften, die alle Männer-Profivereinen aus der holländischen ersten Liga angeschlossen sind, wurden die Weichen für die Professionalisierung des Frauenfußballs gestellt.
Mittlerweile haben sich nicht nur die ersten sportlichen Erfolge eingestellt, auch die öffentliche Aufmerksamkeit ist gestiegen. „Es tut sich was“, sagt Annemieke Kiesel. „Man liest mehr in der Presse, im Fernsehen werden Ausschnitte des Topspiels gezeigt. Alles in allem ist schon ein stärkeres Interesse zu spüren.“
Gleichwohl weiß die erfahrene Mittelfeldspielerin, dass der niederländische Frauenfußball noch einen langen Weg vor sich hat: „Wir wissen, dass das alles nur erste Schritte sind. Aber die jüngste Entwicklung ist positiv, auch im Jugendbereich. Immer mehr Mädchen wollen Fußball spielen.“
Vielfältige Interessen
Eine Entwicklung, die Annemieke Kiesel mit Freude verfolgt. Mit dem niederländischen Klub SV Saestum wurde sie von 1996 bis 2002 sechsmal Meister, ging in die USA, dann nach England und wechselte 2005 zum FCR 2001 Duisburg. Ob sie dort auch ihre Karriere ausklingen lässt, ist noch offen. Überhaupt sind ihre Interessen nicht nur auf den Fußball reduziert. So arbeitet sie noch in einer Softwarefirma, studiert zudem Theologie.
Für die EM-Vorbereitung, die ähnlich umfangreich ist wie die der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, ist Annemieke Kiesel allerdings von ihren vielfältigen beruflichen Aufgaben freigestellt. Ein Umstand, an den sich die Mittelfeldspielerin durchaus gewöhnen könnte.
„Mal so ein paar Monate als Profi – das wäre gar nicht so schlecht“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Fast so schön wie das Überstehen der EM-Vorrunde mit der niederländischen Nationalmannschaft.
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