Montag, 13. Juli 2009

Frauen sind dort, wo unsere Kerle hin wollen

13.07.2009 08:45 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE GESPRÄCH DER WOCHE

Goosen: "Frauen sind dort, wo unsere Kerle hin wollen"

Freuen sich aufs Bochum-Länderspiel: Frank Goosen und Annike Krahn  © DFB
Freuen sich aufs Bochum-Länderspiel: Frank Goosen und Annike Krahn

Bekannt geworden ist Frank Goosen durch sein Buch "Liegen lernen". Als Fußball-Kolumnist hat sich der Autor einen Namen gemacht. Mit seinem neuesten Werk "Weil Samstag ist" (Eichborn Verlag) wurde er jetzt für den Fußball-Kulturpreis der Akademie für Fußball-Kultur nominiert.

Zum VfL Bochum bekennt er sich. Aber auch mit Frauenfußball kann der 43-Jährige etwas anfangen. Das Länderspiel der DFB-Auswahl gegen Russland am 6. August (ab 17.25 Uhr, ARD) wird er sich live auf der Tribüne des rewirpowerSTADIONS anschauen. DFB-Redakteur Niels Barnhofer redet im aktuellen DFB.de-Gespräch-der-Woche mit Frank Goosen über seine Fußball-Sozialisation, den VfL Bochum und Frauenfußball.

Frage: Herr Goosen, Sie schildern Ihre Begeisterung für den Fußball wortreich in Büchern und Kolumnen, gibt es für Ihre Faszination für den Fußball auch eine knappe Erklärung?

Frank Goosen: Sich kurz zu fassen, ist so eine Sache. Ich versuche das fast jeden Abend auf der Bühne zu machen, aber dann rede ich jedesmal doch mehr als zwei Stunden. Wenn ich mich jetzt einmal diszipliniere, würde ich sagen: Im Ruhrgebiet entkommt man dem Fußball gar nicht. Wer sich hier als Junge nicht für Fußball interessiert, bei dem muss irgendwas falsch gelaufen sein. Hier nimmt einen der Vater ganz automatisch irgendwann mit auf den Sportplatz.

Frage: Sie sind Anhänger des VfL Bochum. Wie kam es dazu?

Goosen: Das weiß ich noch ganz genau. Das war am 15. Februar 1975, da sind wir das erste Mal ins Stadion gegangen. Wir hatten Stehplätze. Der VfL hatte gegen den Wuppertaler SV mit 4:2 gewonnen. Ab da war ich angefixt.

Frage: So etwas können Sie sich merken?

Goosen: Ja, da gibt es einige Spiele, die großen Erinnerungswert haben. Eine legendäre Partie fand am 18. September 1976 statt. Da war ich auch im Stadion. Die war so typisch für den VfL. Es ging gegen den FC Bayern München. Zur Halbzeit hatte der VfL schon mit 3:0 geführt. Dann sogar auf 4:0 erhöht. Nur wenige Vereine sind in der Lage, so ein Spiel doch noch zu verlieren. Der VfL hat es geschafft. Die Bayern haben mit 6:5 gewonnen. Der Uli Hoeneß zieht den Hermann Gerland deswegen heute noch damit auf.

Frage: Das klingt ein bisschen so, als hätten Sie beim VfL Bochum keine freie Entscheidung treffen können.

Goosen: Ja, aber ich habe mich auch nicht dagegen gewehrt. Ich habe das mit dem Vater-Bier aufgesogen. Ich habe mich von Anfang an bemüht, jede Saison so viele Spiele wie möglich vom VfL mitzubekommen. Heute ist es sogar so, dass ich mich mit meinem Tour-Plan nach dem Spielplan des VfL richte.

Frage: Gilt Ihre Fußball-Liebe nur dem Verein oder dem Sport?

Goosen: Dem Sport an sich! In erster Linie gehört die Liebe natürlich dem Verein, von dem man nie lässt. Aber es gibt auch sonst genug Berührungspunkte. Ich schrecke zum Beispiel nicht davor zurück, mir auch mal Heimspiele von Wacker Burghausen anzuschauen. Meine Schwiegermutter wohnt dort in der Nähe. Aber ich habe auch gute Kontakte zum FC Schalke 04. Oder von Hermann Gerland bin ich schon einmal zu einem Spiel der Münchener gegen Borussia Dortmund eingeladen worden. Aber am stärksten fiebere ich eben mit, wenn der VfL spielt. Und in dieser Saison habe ich kein Bundesliga-Spiel von ihm verpasst. Bei allen 17 Heimspielen war ich im Stadion, drei Auswärtsspiele habe ich besucht und die restlichen Spiele habe ich im Fernsehen live verfolgt.

Frage: Hätte sich die Fußball-Begeisterung auch eingestellt, wenn Sie Ihr erstes Spiel beim FCR 2001 Duisburg oder beim TuS Harpen gesehen hätten?

Goosen: Das ist eine schwierige Frage. Im Prinzip ja. Wobei ich denke, dass die Fußball-Sozialisation von Jungs über die Männer-Bundesliga läuft. Daran wird sich, glaube ich, auch nichts ändern. Aber ich würde den Erfolg des Frauenfußballs auch nicht an diesem Indikator messen.

Frage: Welchen Zugang zum Frauenfußball haben Sie denn?

Goosen: Seit wir zwei Kinder haben, interessiert uns alles an Fußball. Von morgens bis abends dreht sich alles um Fußball. Dank meiner Söhne weiß ich jetzt zum Beispiel das Gesamtgewicht der Spieler, die in der abgelaufenen Saison in der Champions League gespielt haben. Wir haben aber auch die Spiele der Frauen-Weltmeisterschaft 2007 in China gesehen. Und dann lernt man noch Leute kennen, die etwas mit Frauenfußball zu tun haben.

Frage: Welche denn?

Das Ticket bereit: Krahn und Goosen  © DFB
Das Ticket bereit: Krahn und Goosen

Goosen: Annike Krahn. Mit ihr kam ich mal nach einem meiner Auftritte ins Gespräch. Ich war zuerst ganz schön geplättet, als sie plötzlich vor mir stand. Ich habe sie zuerst gesiezt. Ich habe nämlich großen Respekt vor Leuten, die etwas geleistet haben in Bereichen, die mich faszinieren – und das sind Rock-Musik und Fußball.

Frage: Gibt es weitere Bezugspersonen zum Frauenfußball?

Goosen: Ja, mit Kerstin Pohlmann, der Frau von Thomas Ernst, diskutiere ich gerne über Fußball. Die Gelegenheit dazu haben wir, weil ihr Sohn Tjark mit meinem Zweitgeborenen, Ludwig, in derselben Mini-Kicker-Mannschaft spielt.

Frage: Werden Sie sich das Frauen-Länderspiel der deutschen Mannschaft gegen Russland am 6. August im rewirpowerSTADION ansehen?

Goosen: Ich werde auf jeden Fall im Stadion sein. Das haut auch mit meinen Verpflichtungen hin. An diesem Tag habe ich erst um 20.30 Uhr einen Auftritt in Dortmund im Fletch Bizzel mit meinem Programm "A 40".

Frage: Und auf was freuen Sie sich bei der Partie am meisten?

Goosen: Auf den Fußball. Da ist Tempo drin, da ist Technik drin, die Frauen-Nationalmannschaft spielt sehr schön. Und dann ist sie natürlich enorm erfolgreich. Das macht die Sache auch noch sehr attraktiv. Die Frauen sind im Moment dort, wo unsere Kerle gerne hin wollen.

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