Mittwoch, 1. Juli 2009

EM 1989: Teil 5

01.07.2009 09:00 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE SPEZIAL

"Das Ende der Fahnenstange war noch nicht erreicht"

Ratzeburg: Frau der ersten Stunde  © Bongarts/GettyImages
Ratzeburg: Frau der ersten Stunde

Wohl niemand kennt den deutschen Frauenfußball besser als Hannelore Ratzeburg. Die DFB-Vizepräsidentin hat die Entwicklung nicht nur begleitet, sondern maßgeblich gestaltet. Schon bei der EM 1989 war sie die treibende Kraft.

Wie Hannelore Ratzeburg das Turnier, den ersten Titelgewinn erlebt hat und welche Bedeutung sie ihm beimisst, schildert sie im Interview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer, dem fünften Teil der DFB.de-Serie "20 Jahre Frauen-EM-Titel".

Frage: Wie kam es, dass der DFB die EM-Endrunde 1989 ausrichtete?

Hannelore Ratzeburg: Das fing eigentlich alles ganz sachte an. Wir standen vor der Situation, dass wir uns erstmals für die Endrunde qualifiziert hatten. Einer der vier teilnehmenden Verbände sollte das Turnier ausrichten. Zur Vorbereitung blieb zwar wenig Zeit, aber ich hatte mir gedacht: Es wäre doch toll, wenn wir das machen könnten.

Frage: Wen mussten Sie dann von der Idee überzeugen?

Hannelore Ratzeburg: Ich hatte daraufhin bei DFB-Präsident Hermann Neuberger angerufen, um ihn von der Idee zu überzeugen. Und das war auch gar nicht so schwer. Die Europameisterschaft der Männer, die wir 1988 ausgerichtet hatten, war ja noch in guter Erinnerung. Von daher waren wir ja noch gut in Schwung. Also, das ging alles ratzfatz. Wir haben uns ziemlich zügig bei der UEFA gemeldet und auch schnell den Zuschlag bekommen.

Frage: Das klingt nach einer unvoreingenommenen Herangehensweise. Hatten Sie nie den Aufwand gescheut?

Hannelore Ratzeburg: Das stimmt schon, dass ich das anfangs nicht so überschaut hatte, wie viel Arbeit dahinterstecken würde. Ich dachte, dass das vom Organisatorischen her nicht so viel sein würde. Wir hatten ja nur vier Spiele, zwei Halbfinals in Siegen und Lüdenscheid, das Spiel um den dritten Platz und das Endspiel in Osnabrück.

Frage: Wann hatten Sie denn das erste Mal das Gefühl, dass es doch ein wenig mehr Arbeit ist?

Hannelore Ratzeburg: Naja, wir hatten schon recht schnell gemerkt, dass das keine „normalen“ Spiele werden würden. Ich war auch in bestimmter Weise aufgeregt, schließlich war das ja das erste Turnier, das wir ausrichteten. Während der EM sollte zum ersten Mal ein Frauenländerspiel live im Fernsehen übertragen werden. So kam zum letzten Vorbereitungsspiel gegen Dänemark in Delmenhorst Sabine Töpperwien, um sich für die Live-Übertragung des Halbfinals gegen Italien zu informieren und die Spielerinnen kennen zu lernen. So etwas kannten wir damals noch nicht.

Frage: Was war sonst noch anders?

Hannelore Ratzeburg: Im Siegener Leimbachstadion wurden die Traversen gereinigt, die Duschen erneuert, die Zäune lackiert, und und und. Da wurde an allen Ecken und Enden gearbeitet, gemacht und getan. Aber bei allem, was unternommen wurde, hatte ich immer das Gefühl, es wird schon klappen. Ich trage immer genug Optimismus in mir.

Frage: Und was kam dann?

Hannelore Ratzeburg: Dann kam das Halbfinale. Ein Spiel, bei dem ich dachte, ich beiße gleich in den Blumenkasten. Der Spielverlauf war so aufregend. Und ich habe mir das von der ersten Reihe der Sitztribüne aus ansehen. Ich saß direkt hinter einem etwas groß geratenen Blumenkasten, der mir ein wenig die Sicht aufs Spielfeld nahm. Deswegen musste ich permanent aufspringen – sehr zum Ärgernis der Leute, die hinter mir saßen. Aber irgendwann war mir das auch egal. Bei diesem Spiel konnte man einfach nicht ruhig sitzen bleiben.

So sahen Siegerinnen aus: die erfolgreichen DFB-Frauen 1989  © Bongarts/GettyImages
So sahen Siegerinnen aus: die erfolgreichen DFB-Frauen 1989

Frage: Letztlich gewann das deutsche Team nach Elfmeterschießen. Wie sahen die Reaktionen aus, die Sie unmittelbar danach erhielten?

Hannelore Ratzeburg: Das war eine ganz euphorische Stimmung, nicht nur bei mir flossen die Tränen der Erleichterung. Die Mannschaft blieb nach Spielschluss noch ziemlich lange auf dem Platz und die Fans feierten ausgelassen mit uns. Anschließend sind wir mit dem kompletten Team nach Lüdenscheid gefahren, um uns dort das zweite Halbfinale zwischen Norwegen und Schweden anzuschauen. Überall, wo wir vorbei gefahren sind, hingen Deutschland-Fahnen aus den Fenstern oder es standen Leute am Fahrbahnrand und haben uns zugewinkt und geklatscht wie verrückt.

Frage: Haben Sie sich gefragt, woher das kam – schließlich konnten alle diese Menschen ja nicht im Stadion gewesen sein?

Hannelore Ratzeburg: Ja, natürlich, das klärte sich, als wir von der Einschaltquote des Fernsehens hörten. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir 5,5 Millionen Zuschauer in der Spitze. Da die ARD ja auf Sendung blieb, als es in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen ging, haben sicherlich einige Leute eingeschaltet, weil sie die Nachrichten sehen wollten oder was immer zu diesem Zeitpunkt hätte laufen sollen, und die sind dann aber bei unserem Spiel hängen geblieben, weil es so gut, spannend und an Dramatik kaum zu überbieten war.

Frage: Die Stimmung hat sich dann sogar noch gesteigert.

Hannelore Ratzeburg: Genau. Ursprünglich hatten wir ein wenig Sorge, ob wir genügend Karten für das Endspiel verkaufen könnten. Wir wollten ja eine ordentliche Kulisse dort haben. Dann hörten wir aber aus Osnabrück, dass die dortige Vorverkaufsstelle überlaufen war. Die Mitarbeiter kamen gar nicht mit dem Kartenverkauf nach. Kurzum: Es brummte. Und weil die Zeit knapp war, habe ich mich mit ins Büro gesetzt und habe Ticketbestellungen angenommen und beim Versand geholfen. Wir mussten das damals ziemlich unkonventionell handhaben, wir haben einfach die Karten mit den Rechnungen verschickt.

Frage: Wie war das Finale selbst?

Hannelore Ratzeburg: Sensationell. Ich werde diese Atmosphäre mein Leben lang nicht vergessen. Das Stadion war rappelvoll und vor den Toren standen noch viele Fans. Unsere Spielerinnen haben sich von dieser Stimmung tragen lassen.

Frage: Hatten Sie damals das Gefühl, dass das der Durchbruch war?

Hannelore Ratzeburg: Natürlich war das alles erst einmal klasse. Die Presse war voll mit Berichten über uns. Selbst die Redaktionen, die skeptisch waren, hatten Aufmacher-Geschichten über uns geschrieben. Der Frauenfußball hatte mit dem Gewinn der Europameisterschaft 1989 plötzlich Kreise gezogen. Letztlich war es jedoch nur das erste Aufflammen. Vier Tage waren wir ganz oben, dann aber schon wieder weg vom Fenster. Dann fing die Tour de France an und die Berichterstattung fokussiert auf diese Veranstaltung.

Frage: Dennoch sprechen viele von einer Initialzündung für den deutschen Frauenfußball. Sie auch?

Hannelore Ratzeburg: Ja, die EM 1989 war ein Schlüsselerlebnis in der Entwicklung des deutschen Frauenfußballs. Wir wussten ja vorher nicht, wo es hingeht. Vor dem Turnier kamen ja mehr Kritiker als Befürworter zu Wort. Jetzt hatte man das Gefühl, wir kommen auf die Bahn. Es war zum Beispiel eine weitere Motivation für viele Mädchen, die Fußball spielen wollten, aber vielleicht durch Ressentiments anderer davon abgehalten wurden.

Frage: Was musste noch kommen?

Hannelore Ratzeburg: Zunächst waren wir auch unsicher, wie man diesen Erfolg von 1989 einschätzen sollte. Aber wir konnten ja gleich nachlegen. Wir sind ja 1991 gleich wieder Europameister geworden. Das konnte niemand erwarten. Dazu kam, dass wir 1989 nicht wussten, wie sich der internationale Frauenfußball entwickeln würde. Wir wussten nicht, ob es eine Weltmeisterschaft für Frauen gibt oder ob Frauenfußball olympisch wird. Das kam dann alles erst – und damit neue Plattformen. Damit wurden wir zum Beispiel wieder attraktiver für das Fernsehen. Mittlerweile haben wir mit der ARD und ZDF zwei hervorragende Partner bei unseren Spielen. Und natürlich hat sich der Sport selbst in allen Bereichen sehr positiv entwickelt, von der Technik bis zur Athletik.

Frage: Ziehen Sie bitte einmal einen Vergleich von damals zu heute?

Hannelore Ratzeburg: Ich glaube, da reicht ein Blick auf die Turniere. Die EM-Endrunde 1989 ist nicht mit der EURO 2009 zu vergleichen. Heute läuft alles ungleich professioneller. Die Finnen arbeiten schon seit Monaten intensiv auf das Turnier hin. Erstmals werden zwölf Mannschaften an der Endrunde teilnehmen. Die Vermarktung ist enorm. Das öffentliche Interesse ebenfalls, es begleiten uns Journalisten aus Deutschland zu den Turnieren in der ganzen Welt. Die Spiele werden in zahlreichen Ländern live übertragen. Das hat sich alles sehr positiv entwickelt.

Frage: Was wird denn noch kommen?

Hannelore Ratzeburg:: Oja, wie gerne würde ich das voraussagen können. Aber im Frauenfußball ist das ja so, dass viele Nationen auf den DFB schauen. Wir erhalten zahlreiche Anfragen von anderen Nationalverbänden, die wissen wollen, wie wir das hinkriegen, so erfolgreich zu sein. Ich glaube, wichtige Faktoren dabei sind, kompetente Personen an Schlüsselpositionen zu haben, diesen großes Vertrauen zu schenken und sie in Ruhe arbeiten zu lassen.

Frage: Das heißt, die Fans des Frauenfußballs können sich auf eine tolle WM 2011 freuen?

Hannelore Ratzeburg: Die WM 2011 ist eine riesige Herausforderung für uns. Es wird schon in allen Bereichen gepowert. Man traut uns zu, eine gute WM auszurichten und dieser Erwartung wollen wir natürlich gerecht werden. Mit Dr. Zwanziger haben wir auch einen Präsidenten, der den Frauen- und Mädchenfußball optimal unterstützt. Und ich denke, es wird uns gelingen, mit der WM weiter ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu kommen. Wir wollen, dass die Zahl der aktiven Mädchen- und Frauen-Mannschaften weiter steigt und die Vereine und Verbände von der WM profitieren. Ich bin überzeugt, dass wir das erreichen können, weil wir das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht haben.

Dienstag, 30. Juni 2009

Öffentliches Training am Freitag in Bitburg

30.06.2009 16:56 Frauen-Nationalmannschaft

Öffentliches Training am Freitag in Bitburg

Fanfreundlich: Silvia Neid  © Bongarts/GettyImages
Fanfreundlich: Silvia Neid

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft veranstaltet am kommenden Freitag ein öffentliches Training in Bitburg. Ab 17 Uhr präsentiert sich das Team von DFB-Trainerin Silvia Neid seinen Fans auf der Anlage der Sportschule Bitburg.

Der amtierende Welt- und Europameister bereitet sich derzeit auf die EURO 2009 vor, die vom 23. August bis 10. September in Finnland stattfindet. In der vergangenen Woche hat die DFB-Auswahl den ersten von sechs Lehrgängen absolviert. In Köln wurde ausschließlich an der Athletik gearbeitet. "Wir wollen topfit ins Turnier gehen, wer ins Finale einziehen will, muss innerhalb von zweieinhalb Wochen sechs Spiele bestreiten", erklärt Silvia Neid.

Die DFB-Trainerin hat einen 26-köpfigen vorläufigen Kader nominiert. Nach Finnland wird sie jedoch ein nur 22 Spielerinnen umfassendes Aufgebot mitnehmen können. Wichtige Erkenntnisse für die Zusammenstellung des Teams erhofft sich Silvia Neid nicht nur in den zahlreichen Trainingseinheiten zu sammeln, sondern auch in den drei Länderspielen gegen die Niederlande in Sinsheim (Samstag, 25. Juli, 18.00 Uhr, live in der ARD), gegen Japan in Mannheim (Mittwoch, 29. Juli, 16.00 Uhr, live im ZDF) und gegen Russland in Bochum (Donnerstag, 6. August, 17.25 Uhr, live in der ARD).

EM 1989: Teil 4

30.06.2009 10:15 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE SPEZIAL

Baumeister Bisanz legt das Fundament für die Zukunft

Erfolgstrainer: Bisanz baute das Team auf  © Bongarts/GettyImages
Erfolgstrainer: Bisanz baute das Team auf

„Es hat alles gepasst!“ Mit 20 Jahren Abstand geht eine solche Aussage leicht über die Lippen. Doch Gero Bisanz will damit nicht den Eindruck erwecken, der Gewinn der Europameisterschaft 1989 mit dem 4:1 im Finale gegen Norwegen sei ein Kinderspiel gewesen. „Oh, nein, das war keineswegs ein Selbstläufer“, sagt der damalige DFB-Trainer der Frauen-Nationalmannschaft.

Aus diesem Grund präzisiert er seine Aussage: „Wir mussten uns schon sehr konzentriert vorbereiten. Aber wir hatten Spielerinnen, die den Fußball liebten. Ihre Motivation war nicht der Drang des Geldes, sondern die Freude am Sport.“

Teil vier der DFB.de-Serie "20 Jahre Frauen-EM-Titel".

Gero Bisanz und Tina Theune: Sichtungssystem aufgebaut

Allerdings mussten diese Spielerinnen zunächst einmal gefunden werden. Kein leichtes Unterfangen, wie Gero Bisanz schnell feststellte. „Ich hatte 1982 von DFB-Präsident Hermann Neuberger den Auftrag erhalten, die Frauen-Nationalmannschaft zu gründen. Dabei hatte ich zunächst auf die bewährten Kräfte der damaligen Spitzenvereine zurückgegriffen. Aber das waren zumeist schon ältere Spielerinnen, so dass wir schnell an unsere Grenzen gestoßen sind. Es fehlten einfach junge Spielerinnen“, so der einstige Trainer-Ausbilder.

Deswegen machte er sich daran, ein Sichtungssystem aufzubauen. Mit Tina Theune holte er sich zunächst eine Assistentin, die ihm dabei helfen sollte. Dann schufen sie sich ein Netzwerk von Fachleuten, über die sie sich Informationen über Spielerinnen einholten. Dazu kam die Sichtung, die sie selbst durchführten. Und immer mehr „Lehrgänge“.

„Tina und ich sind nach dem Unterricht an der Sporthochschule in Köln losgefahren und haben Sonder- oder Einzeltraining gegeben“, berichtet Gero Bisanz. Zu den dezentralen Einheiten kamen zwischen sechs und zehn Spielerinnen. Teilweise nahmen sie dafür lange Anreisen in Kauf. Eine Einstellung, die dem Fußballlehrer imponierte. „Da habe ich gesehen: Die Spielerinnen wollten, die waren motiviert. Ich wusste, die kannst du nicht im Stich lassen“, so der DFB-Trainer.

Tor-Garantin: Stürmerin Heidi Mohr  © Bongarts/GettyImages
Tor-Garantin: Stürmerin Heidi Mohr
"Spielerinnen waren ehrgeizig und lernwillig"

Eine Basis war damit geschaffen. Nun mussten die individuell trainierten Spielerinnen zu einer Mannschaft wachsen. „Wir hatten zwei bis drei Lehrgänge mit der DFB-Auswahl pro Jahr. Die hatten wir genutzt, um am Team zu feilen“, erzählt Gero Bisanz. „Im Endeffekt waren wir auf jeder Position doppelt besetzt. Der Kader für die Europameisterschaft kristallisierte sich schnell heraus. Ich musste bei der Nominierung gar nicht viel überlegen“, berichtet er weiter.

Auf eine ausgiebige Vorbereitung auf das Turnier musste der Trainer indes verzichten. „Das ging allein schon deshalb nicht, weil die Spielerinnen berufstätig waren“, erzählt Gero Bisanz. Deswegen traf sich das Team erst vier Tage vor dem Start der EM in der Sportschule Kaiserau. Alles kein Problem für den Coach. „Die Spielerinnen waren ehrgeizig und lernwillig. Sie hatten Spaß und Freude am Fußball. Das war ein tolles Feedback für einen Trainer“, sagt er.

Aber auch die Ergebnisse seines Teams waren Bestätigung der Arbeit. „Gegen Italien wollten wir unbedingt gewinnen“, erzählt Gero Bisanz. Der Erfolg im Halbfinale erleichterte ihm die Vorbereitung auf das Endspiel. „Nach dem Sieg im Elfmeterschießen war es für mich leichter, die Mannschaft positiv einzustellen. Das Selbstbewusstsein einer Marion Isbert hatte sich auf das Team übertragen. Das hat eine Eigendynamik entwickelt“, erklärt der Trainer.

Neid, Mohr und Co.: Bisanz´ Talentschmiede

Dennoch ließ er vor dem Finale nichts unversucht, seine Spielerinnen einzustimmen. „Wir sind zwar Außenseiter, haben aber eine große Chance“, lautete seine Botschaft. „Und ich glaube, die Spielerinnen waren davon überzeugt. Nach der ersten Halbzeit habe ich dann auch daran geglaubt“, sagt Gero Bisanz mit einem Augenzwinkern. Ein Schlüssel zum Erfolg war es, gut ins Spiel zu kommen. „Das hat die Zuschauer noch mehr beflügelt. Die Fans waren einfach fantastisch an diesem Tag“, so der DFB-Trainer.

Nicht nur an jenem 2. Juli 1989, sondern auf Dauer konnte die Mannschaft ein hohes Niveau halten. „Dieser Erfolg war das Zeichen, dass uns der Aufbau gelungen war. Ich wusste, dass ein Fundament für eine erfolgreiche Frauen-Nationalmannschaft steht“, erzählt Gero Bisanz.

Was nicht zuletzt an Hand der Namen der Spielerinnen zu erkennen ist: Silvia Neid, Sissy Raith, Heidi Mohr, Jutta Nardenbach, Doris Fitschen und Co. sind heute allen Fußball-Interessierten ein Begriff. „Sie bildeten das Gerippe der Mannschaft für die kommenden Jahre“, so der DFB-Trainer. Und blieben für den DFB in anderen Funktionen wichtig - Silvia Neid etwa führte als DFB-Trainerin die Frauen-Nationalmannschaft 2007 zum zweiten WM-Titel.

Montag, 29. Juni 2009

Die Schiedsrichterinnen bei der EM 2009

29.06.2009 10:15 Frauen-EM 2009

Steinhaus und Wozniak zur Frauen-EM 2009

Pfeift bei der EM: Bibiana Steinhaus
Pfeift bei der EM: Bibiana Steinhaus

Große Ehre für Bibiana Steinhaus: Als eine von nur neun Schiedsrichterinnen ist die 30-Jährige aus Hannover von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) für die EM-Endrunde der Frauen in Finnland vom 23. August bis 10. September berufen worden.

Darüber hinaus wird Marina Wozniak aus Herne bei den Titelkämpfen in Skandinavien als Schiedsrichter-Assistentin zum Einsatz kommen. Neben der 29-Jährigen wurden noch elf weitere Assistentinnen für die insgesamt 25 Partien berufen. Komplettiert wird das Feld der Unparteiischen von drei Vierten Offiziellen.

Als Assistentin dabei: Marina Wozniak
Als Assistentin dabei: Marina Wozniak

Die neun EM-Schiedsrichterinnen

Bibiana Steinhaus (Hannover), Dagmar Damkova (Tschechien), Alexandra Ihringova (Russland), Kirsi Heikkinen (Finnland), Gyöngyi Gaal (Hungarn), Cristina Dorcioman (Ungarn), Natalia Avdonchenko (Russland), Jenny Palmqvist (Schweden), Kateryna Monzul (Ukraine)

Die zwölf Schiedsrichter-Assistentinnen

Marina Wozniak (Herne), Ella De Vries (Belgien), Lada Rojc (Kroatien), Natalie Walker (England), Tonja Paavola (Finnland), Conrinne Nadine Lagrange (Frankreich), Judit Kulcsar (Ungarn), Romina Santuari (Italien), Hege Steinlund (Norwegen), Maria Lisicka (Slowakei), Maria Luisa Villa Gutierrez (Spanien), Helen Karo (Schweden).

Die drei Vierten Offiziellen

Ivana Zukovski (Finnland), Efthalia Mitsi (Griechenland), Esther Staubli (Schweiz)

Der DFB greift tief in die Tasche

Frauen: WM-Kampagne TEAM 2011 startet

Der DFB greift tief in die Tasche

Stolze 19,3 Millionen Euro lässt sich der DFB die Aktivitäten zur Frauen-WM 2011 kosten. Zentraler Punkt ist die am Mittwoch beginnende Kampagne TEAM 2011 für die rund 35.000 Schulen und etwa 26.000 Vereine im Land.

Steffi Jones, Dr. Theo Zwanziger (re.)
Will noch mehr Mädchen für den Fußball begeistern: DFB-Chef Theo Zwanziger, li. WM-OK-Präsidentin Steffi Jones.
© imago Zoomansicht

Ziele sind die Erhöhung der Anzahl von Mädchenteams in den Vereinen, ein Anstieg der Mädchenfußball-Arbeitsgemeinschaften in den Schulen und verstärkte Kooperationen zwischen Schule und Verein.

"Uns bietet sich durch die Frauenfußball-WM im eigenen Land die einmalige Chance, noch mehr Kinder, vor allem aber auch Mädchen und Frauen, für die Faszination des Fußballs zu begeistern. Wir haben zwei Jahre Zeit, die Kampagnen an die Basis zu tragen. Wir wollen dies über die 1000 Minispielfelder, das DFB-Mobil und attraktive Qualifizierungsmaßnahmen mit der Kampagne TEAM 2011 tun", sagt DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger.

Schulen und Vereine können sich anmelden und drei von vier Aufgaben selbstständig lösen. Um an die attraktivsten Preise zu gelangen, müssen beide beim vierten Baustein kooperieren. Der Hauptgewinner darf zum Eröffnungsspiel der WM 2011 nach Berlin. Die Schirmherrschaft für die Kampagne haben Männerbundestrainer Jogi Löw und Frauen-Cheftrainerin Silvia Neid übernommen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter team2011.dfb.de

EM 1989: Teil 3

29.06.2009 10:45 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE SPEZIAL

Sabine Töpperwien live auf Sendung bei "Sternstunde"

Premieren-Jubel: die Europameisterinnen auf der Ehrenrunde in Siegen  © Bongarts/GettyImages
Premieren-Jubel: die Europameisterinnen auf der Ehrenrunde in Siegen

Am 28. Juni 1989 geschah Revolutionäres im deutschen Fernsehen: Erstmals wurde ein Frauen-Länderspiel live übertragen. Die ARD hatte sich entschieden, das EM-Halbfinale zwischen Deutschland und Italien in Siegen in voller Länge im ersten Programm zu zeigen.

Mit der Kommentierung wurde Sabine Töpperwien beauftragt. Seinerzeit ahnte die damals 27-Jährige nicht, welchen Stellenwert die Übertragung und die EM-Endrunde erhalten sollte. Heute weiß sie: „Das war ein Türöffner für den deutschen Frauenfußball. Zwar wurde dem Sport danach nicht sofort der rote Teppich von den Fernseh-Machern ausgerollt, aber wo vorher Vorbehalte waren, wurde er nun wesentlich wohlwollender betrachtet.“

Teil drei der DFB.de-Serie "20 Jahre Frauen-EM-Titel".

"Wow, das ist eine Riesenchance für mich!"

Über die Entscheidung, dass die Begegnung übertragen wird, wurde Sabine Töpperwien von NDR-Sportchef Fritz Klein informiert. „In den Entscheidungsprozess selbst war ich nicht direkt involviert. Als bekannt wurde, dass die EM in Deutschland ausgetragen wird, wurde halt in der Redaktion darüber diskutiert, wie man damit umgeht“, berichtet Sabine Töpperwien. Letztlich kam man zu dem Schluss, dass man an einer Fußball-Europameisterschaft auf deutschem Boden nicht vorbeikam.

Somit stellte sich die Frage, wer die Partie kommentiert. Eine Frau sollte es machen. Schließlich wurde der Job Sabine Töpperwien angeboten. „Ich dachte: Wow, das ist eine Riesenchance für mich!“, erinnert sie sich. Doch der zweite Gedanke war kritischer. „Aber man musste auch abwägen. Es gab auch Stimmen, man könne schnell verbrannt sein. Es hat sich nämlich keiner um die Kommentierung gerissen, aus Sorge, das Spiel könnte kein Niveau haben, worunter dann auch der Reporter leiden würde“, erzählt die Journalistin.

"Fußball war schon immer mein Metier"

Vor diesem Hintergrund wurde der Familien-Rat einberufen. Und sprach ein klares Votum aus. Selbstbewusst ging Sabine Töpperwien die Aufgabe dann an. „Ich habe mir gesagt, dass ich mir das zutraue, schließlich war Fußball schon immer mein Metier.“

Also machte sie sich an die Arbeit und sammelte Informationen für die Übertragung. Keine leichte Aufgabe, schließlich war die Berichterstattung über den Frauenfußball insgesamt damals noch recht überschaubar. „Ich hatte mir daher vorher alles geholt, was unser Archiv hergab, und viele Gespräche geführt. Mein Leuchtturm war jedoch Hannelore Ratzeburg. Sie hatte mich unterstützt, wo es nur ging“, so Sabine Töpperwien.

Großer Rückhalt: Torfrau Isbert  © Bongarts/GettyImages
Großer Rückhalt: Torfrau Isbert

Nicht den Überblick verloren

Die Informationen der heutigen DFB-Vizepräsidentin für Frauenfußball reichten schließlich auch für die reguläre Spielzeit, die Verlängerung und das Elfmeterschießen. Wobei Töpperwien einräumt, dass sie so von dem Spiel mitgerissen wurde, dass sie „irgendwann alle Konzepte, die ich mir zurecht gelegt hatte, über Bord schmiss“.

Allerdings verlor sie nicht den Überblick. Als abzusehen war, dass die Partie in die Verlängerung ging, lechzte sie nach Informationen aus der Regie, ob denn das Spiel bis zum Ende übertragen werden würde. „Ich wurde kribbelig, weil ich nicht wusste, wie es weitergeht. Nach meinem Kenntnisstand gab es keinen Plan für diesen Fall“, berichtet die heutige Leiterin der Sportredaktion des WDR-Hörfunks.

Später erfuhr sie: „Hinter den Kulissen wurde fieberhaft telefoniert. Es musste ja schließlich ein Konsens zwischen den ganzen ARD-Sendern gefunden werden. Das ist schließlich gelungen, und zwar zu Gunsten eines spannenden Spiels und der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.“

Spannung und Dramatik faszinierten Zuschauer

Und diese Entscheidung muss richtig eingeordnet werden. „Es musste das Programm geändert und Werbung gekippt werden – was eigentlich eine heilige Kuh ist“, so Sabine Töpperwien.

Doch auch in den Senderzentralen sollte danach niemand die Entscheidung bereuen. „Ich kann mich nicht mehr genau an die Quote erinnern“, so Töpperwien, „aber gerade zu dem Zeitpunkt, als es spannend wurde, es in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen ging, schalteten sich viele Zuschauer zu. Das Spiel kam sehr gut an.“

Und damit auch der Frauenfußball. Die Gründ dafür lagen auf der Hand. „Die Faszination dieses Spiels waren die Spannung und Dramatik. Es hatte sich ein regelrechter Krimi entfacht. Das war die ideale Situation, um den Frauenfußball fernsehfähig zu machen“, analysiert Sabine Töpperwien.

"Der erste Schritt auf einem steinigen Weg"

Aber nicht nur die Leistung stimmte, es präsentierten sich auch Persönlichkeiten. „Da waren eine Silvia Neid, eine Sissy Raith oder eine Martina Voss dabei. Das sind alles Namen, die noch heute aktiv und wichtig im deutschen Frauenfußball sind, das sind Säulen des deutschen Frauenfußballs“, sagt die Kommentatorin.

Deshalb lautet ihr Fazit: „Das war eine Sternstunde des deutschen Frauenfußballs. Es war der erste Schritt auf einem steinigen Weg. Ich behaupte, dass der Frauenfußball in Deutschland ohne den Erfolg von 1989 nicht diese Entwicklung genommen hätte. Und ich hoffe, dass mit der WM 2011 im eigenen Land die nächste Stufe erklommen werden kann.“

Sonntag, 28. Juni 2009

Merkel überreicht Obama Trikots der DFB-Frauen

28.06.2009 13:30 Frauen-Nationalmannschaft

Merkel überreicht Obama Trikots der DFB-Frauen

Bekennender Fußball-Fan: Angela Merkel  © Bongarts/GettyImages
Bekennender Fußball-Fan: Angela Merkel

Gut möglich, dass die Obama-Töchter Malia Ann und Natasha demnächst in Trikots der deutschen Frauen-Nationalmannschaft durch den Garten des Weißen Hauses in Washington laufen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei ihrem USA-Besuch vor wenigen Tagen Geschenke der besonderen Art im Gepäck.

Die CDU-Politikerin überreichte US-Präsident Barack Obama zwei Fußbälle und zwei Trikots der Frauen-Nationalmannschaft in Kindergröße für Malia Ann (11) und Natasha (8).

Merkel ist bekennender Fußball-Fan und hat ein Herz für die Spielerinnen des Welt- und Europameisters. "Sie unterstützt den Mädchen- und Frauenfußball mit höchstem persönlichen Einsatz und hat den DFB ja seinerzeit sogar ermuntert, sich um die WM 2011 zu bewerben," sagte WM-OK-Präsidentin Steffi Jones jüngst über die Kanzlerin.

EM 1989: Teil 2

28.06.2009 10:01 Frauen-Nationalmannschaft

20 Jahre EM-Sieg: Dramatik, Tränen, Triumph

Elfmeter-Heldin Marion Isbert  © Bongarts/GettyImages
Elfmeter-Heldin Marion Isbert

Vor 20 Jahren zählte DFB-Redakteurin Annette Seitz zu jenen Zuschauern, die im Siegener Leimbachstadion beim EM-Halbfinale der Frauen zwischen der DFB-Auswahl und Italien dabei waren. Ein Ereignis, das bis heute fasziniert. Die Begegnung verlangte auch den Zuschauern alles ab. Am Ende stand es 5:4 nach Elfmeterschießen für die deutsche Mannschaft, die anschließend zum ersten Mal den EM-Titel gewann. Ein Augenzeugenbericht.

Ich war dabei. Habe die Tränen von Marion Isbert gesehen. Und hemmungslos mitgeheult. Habe geschrien, getobt, geklatscht, bis mir die Hände weh taten. Und wildfremde Menschen umarmt. Wie all die anderen, die am 28. Juni 1989 unvergessliche Momente miterleben durften. Bewegt hat uns dieses Erlebnis irgendwie alle. Denn jeder, der die Geschehnisse während des EM-Halbfinales im Siegener Leimbachstadion hautnah verfolgte, bekommt noch heute eine Gänsehaut, wenn er sich daran erinnert.

Großer Andrang vor den Kassenhäuschen

Doch der Reihe nach. Eine kleine Gruppe engagierter Bezirksoberliga-Fußballerinnen machte sich an einem sonnigen Tag im Juni 1989 auf den Weg nach Siegen. Wann hatte man schon einmal die Möglichkeit Größen wie Silvia Neid, Martina Voss oder Heidi Mohr live zu erleben? Und dazu noch bei einem EM-Halbfinale dabei zu sein? Kam ja nicht so oft vor in jenen Tagen, in denen Frauenfußball noch von „Damen“ gespielt wurde und eine Partie nur über zwei mal 40 Minuten lief.

Es herrschte gewaltiger Andrang vor dem Stadion und es hat einige Zeit gedauert, bis wir schließlich drin waren. Auf der Gegentribüne haben wir uns platziert, mit Tausenden von anderen, die Stimmung war gut. So gut, dass meine Wenigkeit sich die erste Deutschland-Fahne ihres Lebens gekauft hat. Das gute Stück – man möchte es historisch nennen – besteht aus 100 Prozent Baumwolle und ist bis heute intakt. Die Fahne wird allerdings nur bei besonderen Anlässen aus ihrem abgedunkelten Lager herausgeholt. Zuletzt beim WM-Sieg unserer DFB-Auswahl 2007.

Elfmeter-Heldin Marion Isbert

Ich war also gut ausgestattet. Die Fahne hielt, die Sonnencreme auch, die Stimmung war bestens und wurde noch besser, als Silvia Neid das 1:0 erzielte, trübte sich allerdings ein wenig ein, als der Ausgleich fiel. Dennoch, der Puls war auch noch in der Verlängerung im unbedenklichen Bereich. Bis zum Elfmeterschießen.

Danach war vieles nicht mehr so wie vorher. Denn wir alle, die wir dort im Siegener Leimbachstadion ausharrten und es kaum fassten konnten, als Marion Isbert zunächst den ersten Elfmeter hielt, den zweiten und auch den dritten – wir alle werden diese Minuten nie mehr vergessen. Eingebrannt ins Gedächtnis sind vor allem jene Sekunden, als die Torfrau der DFB-Auswahl sich beim allerletzten Strafstoß den Ball selbst auf den Punkt legte.

Titelschmied: Gero Bisanz  © Bongarts/GettyImages
Titelschmied: Gero Bisanz

Grenzenloser Jubel nach dem Sieg

Jawohl. Marion Isbert, die Überirdische, hält mal eben in einem EM-Halbfinale drei Elfmeter und tritt dann auch noch selbst an, um zu vollstrecken. Fassungslosigkeit im Stadion. Isbert legt die Kugel hin - Isbert läuft an - Isbert verwandelt - Deutschland im EM-Finale! Und es brachen alle Dämme.

Ich bin dann irgendwann wieder zu mir gekommen. Aus dem Freudentaumel aufgewacht. Und ziemlich beseelt nach Hause gefahren. Die Fahne haben wir aus dem Fenster des Autos gehalten. Und jedem Passanten zugerufen: „Wir sind im Finale!“

Wie gesagt, nach diesem Erlebnis war vieles nicht mehr so, wie davor. Zumindest nicht als Fußballerin. Danach haben wir irgendwie anders gespielt. Motivierter, kraftvoller, mutiger. Weil wir gesehen haben, wie es geht. Wie Frauenfußball begeistert. Das tut er übrigens bis heute.


Video:

Heute vor 20 Jahren: Elfmeter-Drama im EM-Halbfinale

EM 1989: Teil 1

28.06.2009 10:00 Frauen-Nationalmannschaft DFB.DE SPEZIAL

Marion Isbert: “Wir haben für die Sache gelebt”

EM-Heldin: Marion Isbert   © Bongarts/GettyImages
EM-Heldin: Marion Isbert

Am 2. Juli 1989 gewann die deutsche Frauen-Nationalmannschaft mit der Europameisterschaft ihren ersten Titel. Dass es so weit kam, hatte das Team von Trainer Gero Bisanz zu großen Teilen Marion Isbert zu verdanken. Die Torhüterin war die Heldin im Halbfinale am 28. Juni 1989 gegen Italien. In der Partie im Siegener Leimbachstadion hielt sie drei Elfmeter und verwandelte einen selbst. DFB-Redakteur Niels Barnhofer sprach mit Marion Isbert.

Frage: Welches war das emotionalste Spiel, in dem Sie mitgewirkt haben?

Marion Isbert: Das ist ganz klar, das war das Halbfinale der EM 1989 in Siegen gegen Italien.

Frage: Sind Sie von Natur aus ein emotionaler Mensch?

Marion Isbert: Naja, als ruhig würde ich mich nicht bezeichnen. Ich hatte damals meinen Ruf in der Mannschaft weg. Ich war der Clown im Team. Unser Zeugwart musste damals gelegentlich darunter leiden. Dem haben wir zum Beispiel mal den Trikotkoffer versteckt. Später, wenn wieder irgendetwas war, fing der gar nicht erst zu suchen an, sondern ist sofort schnurstracks zu mir gelaufen. Aber das war außerhalb des Spielfelds. Wenn es in sportlichen Dingen darauf ankam, war ich immer vollkonzentriert.

Frage: Haben Sie es bewusst miterlebt, dass sie sich in das EM-Halbfinale so hineingesteigert haben?

Marion Isbert: Die Spielerinnen, die damals bei der EM dabei sein durften, haben für die Sache gelebt. Wir haben vor dem Turnier freiwillig Sonderschichten geschoben, um bestmöglich vorbereitet in die Endrunde zu gehen. Es gab ja seinerzeit noch keine große Vorbereitung mit Lehrgängen. Wir hatten fast nur das Stützpunkt-Training. Und um das Pensum, das wir uns selbst gesteckt hatten, zu erfüllen, musste ich einiges organisieren, ich war ja schon damals Mutter, da musste die ganze Familie mithelfen.

Im Halbfinale wurde Marion Isbert zur Heldin des Tages und parierte drei Elfmeter  © Bongarts/GettyImages
Im Halbfinale wurde Marion Isbert zur Heldin des Tages und parierte drei Elfmeter

Frage: Aus welchem Grund brachen die Emotionen so aus Ihnen heraus? War es wegen der live-Übertragung im Fernsehen? Die Bedeutung der Partie? Weil es ein Heimspiel war? Oder waren Sie grundsätzlich angespannt vor Spielen?

Marion Isbert: Nein, so etwas hat mir eigentlich nichts ausgemacht. Ich war absolut fokussiert auf die Partie. Und die Anspannung wuchs höchstens in dem Maße, in dem ich sauer auf meine Mitspielerinnen war.

Frage: Was ist Ihnen beim Elfmeterschießen durch den Kopf gegangen?

Marion Isbert: Oje, das ist schon eine ganze Weile her. Zum einen habe ich versucht, mich zu konzentrieren. Zum anderen wollte ich die Gegnerinnen nervös machen. Da habe ich ein paar Sperenzien gemacht. Ich habe halt versucht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Das darf man sich aber nicht so vorstellen, dass wir da Giftspritzen verteilt und verbrannte Erde hinterlassen hätten. Im Gegenteil: Wir haben uns mit den Italienerinnen sehr gut verstanden. Gegen sie hatten wir häufiger gespielt. Nach den Begegnungen haben wir uns mit Händen und Füßen ausgetauscht, das war sehr freundschaftlich.

"Einen Zettel hatte ich nicht im Stutzen"

Frage: Sie haben einige Elfmeter gehalten, hatten Sie einen Zettel im Stutzen?

Marion Isbert: Ja, ich habe drei Elfmeter gehalten. Aber einen Zettel hatte ich nicht im Stutzen, ich hatte gar nichts dergleichen. Ich habe meiner Intuition vertraut. Ich bin so lange wie möglich stehen geblieben. Meine Sprungkraft war ganz gut, so dass ich bis zum Schuss warten konnte.

Frage: Wie kam es, dass Sie auch einen Elfmeter geschossen haben?

Marion Isbert: Sissy Raith kam auf mich zu und sagt: ,Jetzt hast Du drei gehalten, jetzt kannst Du auch noch einen schießen.’ Elfer zu schießen, war mir auch nicht fremd. Ich habe damals auch im Feld gespielt und war für die Strafstöße zuständig. Ich bin ja nur durch eine Verletzung ins Tor gekommen. In der Verbandsauswahl hatten wir sogar eine Vereinbarung, dass, wenn wir zurückliegen, ich in der zweiten Halbzeit in den Angriff gewechselt bin.

Frage: Wie war denn Ihr geschossener Elfer?

Marion Isbert: Der war so schlecht geschossen, fast in die Mitte. Wenn Sie den heute sehen würden, würden sie fragen, wer hat denn die Torhüterin geschubst. Aber egal: Drin ist drin. Ein Quäntchen Glück gehört halt immer dazu.

Frage: Können Sie sich noch daran erinnern, was nach dem Spiel los war?

Marion Isbert: Ja, alle waren auf einem Haufen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich ziemlich aufgelöst war. Es fiel alles von einem ab. Mein Mann kam mit unserem Sohn Sven auf den Platz, der damals drei Jahre alt war. Bis wir in die Kabine gegangen sind, hat es eine ganze Weile gedauert. Gero Bisanz und ich mussten noch Interviews geben. Später haben wir in der Sportschule gemeinsam mit den Italienerinnen ein wenig gefeiert.

Frage: Sie standen mit dem Halbfinal-Sieg im EM-Finale. Welchen Stellenwert besaß dieser Erfolg damals?

Marion Isbert: Dafür hatten wir trainiert. Es war das Zeichen dafür, dass sich der Aufwand bezahlt gemacht hat.

Frage: Wann ist es denn bei Ihnen durchgesickert, dass der Frauenfußball in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit geweckt hatte?

Marion Isbert: Von dieser Resonanz hatten wir nicht geträumt. Es war toll, diese Anerkennung zu bekommen.

Frage:Wie denken Sie heute über diesen Erfolg?

Marion Isbert: Ich denke schon, dass das ein historischer Erfolg war. Die Anerkennung wurde größer. Immer mehr Mädchen meldeten sich in den Vereinen an. Immer mehr Leute schauten sich Frauenfußball an. Es war ein Anfang – einer musste ja beginnen.

Mittwoch, 24. Juni 2009

ALNO-Kochevent

24.06.2009 18:15 Frauen-EM 2009 DFB.DE EXKLUSIV

Einstimmung auf die EURO 2009 beim ALNO-Kochevent

Teamgeist auch beim Kochevent  © DFB
Teamgeist auch beim Kochevent

Es ist angerichtet! Auf Einladung von Hauptsponsor ALNO hat sich die Frauen-Nationalmannschaft bei einem Kochevent auf die EURO 2009 eingestimmt. Im Rahmen des ersten Lehrgangs zur Vorbereitung auf das Turnier vom 23. August bis 10. September in Finnland waren die amtierenden Welt- und Europameisterinnen in der ALNO-Küchenwelt in Bonn-Bad Godesberg zu Gast. Dort schwangen sie selbst die Kochlöffel und bereiteten sich unter der fachmännischen Anleitung des Kochateliers Bonn ein leckeres Drei-Gänge-Menüe.

Teamgeist auch fern des Fußballplatzes

Auch fern des Fußballplatzes bewiesen Nadine Angerer und Co. den für die Mannschaft charakteristischen Teamgeist. Da ging alles Hand in Hand. Es wurde das Gemüse geputzt, Kartoffeln, Zwiebeln und Garnelen geschält, der Salat gewaschen, das Fleisch zubereitet, die Früchte kleingeschnitten. Und ganz nebenbei wurde so manches verborgene Talent zu Tage gefördert. Von den Chefköchen Christoph Dubois und Klaus Velten gab es daher ein dickes Kompliment. „Auf einer Skala von eins bis zehn erhalten sie von uns 9,5 Punkte“, sagten sie.

Die Frauen-Nationalmannschaft beim Kochevent  © DFB
Die Frauen-Nationalmannschaft beim Kochevent

Nicht nur weil Kochen hungrig macht, ließen sich Spielerinnen, Trainer-Team und Crew der DFB-Auswahl das Essen sichtlich schmecken. Als Vorspeise wurde ein Rucola-Salat mit Gazpacho-Vinaigrette, gehobelten Parmesan, Garnelen und Rosmarin serviert. Als Hauptgang gab es gefüllte Poulardenbrust mit Kräuterkruste, geräuchertem Kartoffelpüree und geschmorten Rotweinschalotten. Und zum Abschluss wurde der Gaumen mit einem Quarkmousse mit Vanille und weißer Schokolade, Beeren mit Zabaione verwöhnt. Genau die richtige Stärkung für den Kräfte zehrenden Athletik-Lehrgang.



Video:

DFB-Frauen stimmen sich mit ALNO auf EURO ein