„Es ist eine Kettenreaktion“
Fussball - Am Dienstag noch in den USA, am Mittwoch schon in Sinsheim. Steffi Jones ist viel unterwegs. Die Präsidentin des Nationalen Organisationskomitees (OK) für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland sagt vor dem Länderspiel gegen die Niederlande am 25. Juli in der Rhein-Neckar-Arena im Interview mit Klaus Apitz: „Wichtige Entscheidungen treffen wir als Team.“
Es war ein schneller Wechsel vom Fußballfeld ins Büro. Sind Sie im neuen Job angekommen?
Steffi Jones: Auf jeden Fall, und zwar von Beginn an. Ich habe ein Team, das zum Teil schon 2006 bei der WM mitgewirkt hat. Ich mache nichts anderes als was ich als Spielerin machen musste, der Schwerpunkt liegt im Repräsentieren. Wichtige Entscheidungen treffen wir als Team. Ich musste da nicht reinwachsen, sondern lernen und vieles mitnehmen.
Sie werden mitunter als die „kleine Kaiserin“ bezeichnet.
Jones: Das ist ja nur so, weil Franz Beckenbauer als Kaiser bezeichnet wird und ich jetzt die gleiche Funktion ausübe wie er vor ein paar Jahren. Aber ich stelle mich nicht auf eine Stufe mit ihm. Ich habe ein eigenes Profil bei meiner Arbeit. Ich fühle mich zwar geschmeichelt, hoffe aber, dass das irgendwann aufhört und man sagt, das ist die OK-Präsidentin Steffi Jones.
Beim Spiel in Sinsheim scheint das Stadion voll zu werden. Im Ligaalltag sieht das bei den Frauen anders aus.
Jones: Das ist richtig. Es sind zwar mehr Zuschauer geworden, aber wir sind noch nicht so weit, dass das Fernsehen auch mal ein Spiel live zeigt. Wir müssen professionellere Strukturen schaffen, dass die Vereine besser arbeiten können und man so eine attraktive Bundesliga bekommt. Die müsste ausgeglichener sein, dürfte also nicht nur ein paar Topclubs haben. Dann kommen mehr Zuschauer, gibt es mehr Sendezeiten. Man sieht, es ist eine Kettenreaktion.
Setzt der DFB dabei auf den Schubfaktor der WM 2011?
Jones: Ja, aber natürlich nicht erst dann. Es wird ja jetzt schon sichtbar, dass Bayer Leverkusen, Werder Bremen oder der 1. FC Köln nach vorne drängen. Auch der Hamburger SV zeigt sich.
Die deutschen Frauen sind erfolgsverwöhnt. In diesem Jahr aber war es ein Auf und Ab, sechs Spiele, nur zwei Siege. Ist das nur ein Hänger oder Vorbote schlechterer Zeiten?
Jones: Ich würde nicht von einem Hänger sprechen. Die Mannschaft ist im Umbruch, es haben entscheidende Spielerinnen aufgehört, wie Renate Lingor, die Torhüterin Silke Rottenberg und Sandra Smisek. Hinzu kommt, dass Kerstin Stegemann und Ariane Hingst zuletzt verletzt waren. Und dann gibt es Spielerinnen wie Fatmire Bajramaj und Simone Laudehr, die ins Team reinwachsen sollen, seit diesem Jahr erst ist die Hamburgerin Kim Kulig dabei. Es fehlt einfach noch an Führungsspielerinnen. Deshalb verlässt man nicht mehr alle Spieler als Sieger.
Gibt es keinen Erfolgsdruck?
Jones: Wenn es Niederlagen gibt, sind diese kein Beinbruch. Das finde ich nicht schlimm, denn wir haben so viele Titel geholt. DFB-Präsident Theo Zwanziger sagt, dass er demnächst bei der EM nicht unbedingt den Titel erwartet. Man sollte den nachrückenden Spielerinnen einfach die Zeit geben, sich weiter zu entwickeln. 2011 im eigenen Land werden sie dann mehr Druck von außen bekommen als jetzt.
So manches klappte in diesem Jahr noch nicht so recht. Fehlt es da an Qualität oder kann man noch Verbesserungen erreichen?
Jones: Natürlich. Wir haben schon sehr viel ausprobiert. Hingst und Stegemann fielen in der Abwehr aus, dafür kamen Babett Peter und Bianca Schmidt. Die machen ihre Sache sehr gut, aber sie brauchen halt noch Zeit. Nehmen wir beispielsweise mal Kerstin Stegemann. Sie hat mit 187 Länderspielen eine Sicherheit, die die Jüngeren noch nicht haben. Da gibt es gelegentlich Abstimmungsprobleme. Aber bis 2011 ist es noch lang. Die Trainerinnen haben es bisher immer geschafft, dass die Mannschaft bei einem Großereignis steht. Da mache ich mir keine Sorgen.
Wer wird im Angriff neben der gesetzten Birgit Prinz die Nummer zwei?
Jones: Inka Grings würde ich nennen, aber auch Anja Mittag, bei der endlich der Knoten mit einem erlösenden Tor geplatzt ist.
Themawechsel: Wie sind Ihre Gedanken zum Tode von Michael Jackson?
Jones: Ich war in jungen Jahren selber ein großer Fan von ihm, fand seine Musik einfach toll. Und ich muss jetzt nicht in die Läden gehen, um seine Sachen zu kaufen, ich habe sie alle schon. Mich stimmt sein Tod traurig.
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